BÜCKEBURG. Schon vor dem Ukraine-Krieg haben die Landwirtschaft viele Sorgen geplagt. Sie sind jetzt noch einmal verschärft worden oder aber neu hinzugekommen. Warum – neben vielem anderen – Gülle jetzt extrem wertvoll geworden ist, erklärt der Bückeburger Landwirt und Kreislandwirt Dieter Wilharm-Lohmann.
BÜCKEBURG. Wie lange der seit Februar von Russland gegen die Ukraine geführte Krieg noch dauert und wie dieser ausgeht, vermag derzeit niemand abzuschätzen. Die wirtschaftlichen Folgen des Konfliktes sind jedoch schon jetzt spürbar – auch bei den Landwirten hier im Schaumburger Land.
Ukraine die Kornkammer Europas
„Die Sorge ist bei allen sehr groß, was da bezüglich der Versorgungssicherheit auf uns zukommt“, berichtet der in Meinsen wohnende Kreislandwirt Dieter Wilharm-Lohmann. Der Krieg in der Ukraine sei ja eine ganz andere Bedrohungslage als jene, die man hinsichtlich etwaiger Versorgungsengpässe in den beiden vergangenen Jahren der Corona-Pandemie gehabt habe. Denn die Schwarzmeer-Region, zu der neben der Ukraine auch Russland gehöre, sei bekanntermaßen die Kornkammer Europas; vor allem Weizen und Mais, aber auch Soja und Ölpflanzen würden dort produziert und in großen Mengen nach unter anderem Deutschland exportiert, erklärt er.
Preise für Getreide teilweise um 100 Prozent gestiegen
Jetzt aber fehle auf den landwirtschaftlichen Betrieben in der Ukraine wegen des Krieges das Personal, um anstehende Ernten einzufahren, neue Ackerpflanzen zu säen und heranwachsende Kulturen zu pflegen. Auch die ukrainischen Milchviehbetriebe seien von dem Personalmangel betroffen. Und Russland könne aufgrund der gegen Russland verhängten Wirtschaftssanktionen keine Waren nach etwa Europa exportieren. Infolge dieser Situation und der unsicheren Lage sind die Preise für Weizen, Gerste und Raps laut Wilharm-Lohmann stark gestiegen – teilweise um 100 Prozent. Zudem habe man zeitweise keinen Mineraldünger mehr kaufen können, wobei die Düngerpreise auch schon vor dem Krieg stark zugelegt hätten.
Im Herbst dürfte das Saatgut knapp werden
Die überdies erwartete Knappheit an Saatgut spielt seiner Schilderung nach jetzt im Frühjahr zwar noch keine große Rolle, da hier im Schaumburger Land rund 80 Prozent des Getreides bereits ausgesät worden sind. Hinsichtlich der im kommenden Herbst anstehenden Aussaaten aber dürfte die Saatgutknappheit ein Problem werden. Zudem stelle sich die Frage, ob es dann ausreichend Mineraldünger gebe, um beispielsweise wie gewohnt Mais anbauen zu können. Bei den Schweinehaltern dagegen sieht es laut Wilharm-Lohmann so aus, dass diese schon seit Längerem mit geradezu ruinösen Preisen zu kämpfen hatten. Nun jedoch, da vieles knapp werde, zögen die Preise für Schweinefleisch deutlich an, wobei die Landwirte ihre zwischenzeitlich verkleinerten Tierbestände aber nicht so schnell wieder aufstocken könnten. Ein paar Monate Vorlauf brauche dies. Die Milchviehhalter wiederum erzielen dem Meinser Landwirt zufolge schon seit längerer Zeit überdurchschnittlich gute Verkaufspreise für deren Erzeugnisse. Demgegenüber laufen ihnen nun aber die Energiepreise davon.
Nutzviehhalter: Gülle als Mineraldünger-Ersatz
Was die Energiepreise betrifft, seien bei den Ackerbauern die hohen Dieselpreise ein Thema. Apropos Mineraldünger-Knappheit: „Gülle ist jetzt extrem wertvoll geworden“, führt Wilharm-Lohmann weiter aus. Landwirte, die sowohl Ackerbau betreiben als auch Nutzvieh halten, haben seinen Worten nach durch diesen Mix zumindest dergestalt einen Vorteil, als dass die auf deren Höfen anfallende Gülle eine vollwertige Alternative zum Mineraldünger ist.
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