Bückeburg. Können Worte töten? Dieser Frage ist Maren Graf bei einer Lesung in der Buchhandlung Scheck nachgegangen. Grafs „Todschreiber“ – ein Erstling – lässt vermeintliche Genre-Grenzen weit hinter sich und fesselt bis zur letzten Seite.
Bückeburg. Können Worte töten? Dieser Frage ist Maren Graf bei einer Lesung in der Buchhandlung Scheck nachgegangen. Grafs „Todschreiber“ – ein Erstling – lässt vermeintliche Genre-Grenzen weit hinter sich und fesselt bis zur letzten Seite.
„Todschreiber“, so viel vorweg, ist nichts für schwache Nerven.
Zwar geht es in diesem Buch weitgehend unblutig zu – spannend ist es trotzdem, teilweise sogar nervenzerfetzend. (Tat-) Ort der Handlung ist das eher beschauliche Kiel, Hauptfigur die taffe Kriminalkommissarin Lena Baumann. Ein Mann hat sich erhängt – der Fall scheint eindeutig. Das muss Selbstmord gewesen sein.
Als sich kurz darauf eine Frau vom Rathausturm stürzt, beginnt die Kommissarin endgültig an den Todesumständen zu zweifeln. Zwei Suizide in so kurzem Abstand? Andererseits scheinen die Opfer auf den ersten Blick nichts miteinander gemein zu haben.
Dann geht es Schlag auf Schlag: An den Tatorten werden mysteriöse, in einem Fall leider durchnässte Briefe gefunden, Briefe wohlgemerkt, die so gar nicht nach Abschied oder Verzweiflung klingen. Was also wollte der ominöse Schreiber erreichen? In welchem Verhältnis stand er zu den Opfern? Wurden hier zwei Menschen in den Tod getrieben, die ohnehin schon psychisch labil waren?
Fast scheint es, als hätten Worte Macht über Leben und Tod – oder doch nicht? Fragen über Fragen, die Baumann zunächst verwirrt zurücklassen. Wird man die Identität des „Todschreibers“ (so hat ihn die Presse getauft) jemals lüften können? Lena hat sch das jedenfalls fest vorgenommen. Sie setzt die Ermittlungen fort und folgt der Spur aus Blut, Schrift und Tinte.
Als sie das Puzzle endlich zusammensetzen kann, schnappt die Falle zu. Kurzum: Diesen Krimi sollten sich Krimifans nicht entgehen lassen. „Todschreiber“ überzeugt durch seinen Tiefgang – und die Thematisierung der Psyche. Können mental angeschlagene Personen mittels Briefen dazu gebracht werden, sich das Leben zu nehmen? Hört sich unglaublich an, ist aber möglich – mittels Hypnose und Suggestion.
Fazit: ein absolut lesenswerter Roman! „Todschreiber“ ist ein nervenzerreißender Krimi, der den Leser sofort ins Geschehen hineinzieht. Die temporeiche Story, der detailreiche Erzählstil – all das geht weit über „Whodunnit“ oder „CSI“ hinaus. Graf ist ein Krimi gelungen, der sowohl Rasanz als auch Tiefgang hat!
In einem Gespräch offenbarte die Kielerin dann, was sie zur Schriftstellerei gebracht hat. Sie habe schon immer gern geschrieben, sagt die Autorin. Deutsch sei seit der Grundschulzeit ihr Lieblingsfach gewesen. Ihre erste Geschichte war schon in der 4. Klasse fertig, der erste Roman folgte mit 14. Aber: „Er wurde nie veröffentlicht– zum Glück für alle potenziellen Leser, die ihn aus Versehen gekauft hätten.“
Die den Texten zugrunde liegenden Ideen fliegen Graf quasi zu: „Sie sind einfach da“, sagt die Schriftstellerin. „Mal unter der Dusche, mal beim Spazierengehen. Oftmals ist es so, dass ich einfach Dinge, Menschen und Situationen beobachte, die geradezu danach schreien, in einer Geschichte aufzutauchen.“
Warum sie Krimis schreibt, kann Graf nicht vollständig beantworten, „vielleicht eine Art Selbsttherapie?“ Denn eigentlich, gibt sie zu, sei sie ein ziemlicher „Angsthase“: „Ich kann nicht einmal abends allein zu Hause bleiben, ohne überall das Licht und den Fernseher anzumachen und in alle Schränke zu gucken. Warum ich dann auch noch über dunkle Keller, lauernde Mörder und gruselige Geschehnisse schreibe, ist mir ein Rätsel.“