Bückeburg. Mit einem musikalischen Ausrufezeichen ist am Wochenende das Jubiläum der Bückeburger Stadtkirche zu Ende gegangen. Der Auftritt der „Wise Guys“ lockte Fans von nah und fern und sorgte für ein restlos ausverkauftes Haus.
Bückeburg. Mit einem musikalischen Ausrufezeichen ist am Wochenende das Jubiläum der Bückeburger Stadtkirche zu Ende gegangen. Der Auftritt der „Wise Guys“ lockte Fans von nah und fern und sorgte für ein restlos ausverkauftes Haus.
Zwölf Monate hat ganz Bückeburg den Geburtstag der Stadtkirche gefeiert – mit Konzerten, besonderen Gottesdiensten und einem Mahl, an dem gefühlt die ganze Stadt teilgenommen hat. Zahlreiche Vereine und Organisationen waren an der Langen Straße zusammengekommen, um zu speisen, sich zu unterhalten, kurz: ihrer Kirche ganz nah zu sein. Oder wie es Dr. Karl-Hinrich Manzke, der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe, in seiner Begrüßung ausdrückte: „Wir wollten das Jubiläum zum Anlass nehmen, die Türen weit aufzumachen und mit allen Bürgern ein Bürgerfest zu feiern.“ An das Fest und die vielen guten Gespräche denke er sehr gerne zurück, sagte Manzke später. Mankze dankte all denen, die zum „guten Gelingen“ der Feier beigetragen hätten und betonte: „Kirche und Gesellschaft sind in dieser Zeit noch näher zusammengerückt.“ Das Jubiläum der Stadtkirche sei so nicht nur ein Jubiläum der Kirche gewesen – „die Bürger haben es zu ihrer Sache gemacht und sich auf eine großartige Weise beteiligt“. Das lange erwartete Konzert der „Wise Guys“ sei der „krönende, wunderbare Abschluss“ eines „wunderbaren Festes, aus dem ich viel Schönes mitnehme.“
Und tatsächlich entpuppte sich das Konzert der „Schlaumeier“ als der erwartete Höhepunkt des Fest-Marathons. Zwei Stunden lang präsentierten sich die „Jungs“ Eddi Hüneck, Dän Dickopf, Marc Sahr (alle drei Bariton), Nils Olfert (Tenor) und der neue Bass Björn Sterzenbach „unplugged“ und ohne elektronische Spielereien. Was die fünf mit ihrer Stimme machen, das gelingt anderen auch mit den besten Instrumenten nicht. Vom fetten Beat bis zurm„Bläserklang“ – es ist schon erstaunlich, was der Kehlkopf vermag. Dazu kamen immer wieder auch Sound-Effekte, von der Hip-Hop-Drum bis zum Wellen-Schlag. Artistische Kabinettstückchen wie diese gab es in der Stadtkirche zuhauf. Ansonsten sind es vor allem die markanten Stimmen und die mitreißenden Melodien, die die „Wise Guys“ auszeichnen. Die Kölner singen schon lange zusammen – erst als Schulband, heute als die erfolgreichste A-cappella-Gruppe in Deutschland. Ihren Namen haben die fünf seit damals: Bei den Lehrern waren die Jungs als Besserwisser verschrien, eben als „Wise Guys“. Vor ihrem Durchbruch Ende der 90er Jahre sangen die „Besserwisser“ sogar auf der Straße, heute erreichen ihre CDs regelmäßig die Top 3.
Warum das so ist, wird in der Stadtkirche schnell klar. Denn die Songs der Kölner sind nicht nur reines Ohrenfutter – wer genau hinhört, wird viel Kritisches hören. Geschickt verpackt in kleine Anekdoten aus dem Alltag und in eingängigen Melodien nehmen die Jungs den Selfie-Wahn genauso aufs Korn wie die Autofahrer, die bei einem Unfall gaffen müssen. Das hat Biss, das hat Witz.
Die „Wise Guys“ zeigen, was mit dem Instrument Stimme möglich ist und dass intelligente Texte durchaus erfolgreich sein können. Dass sich die Sänger auch nicht scheuen, das eigene Publikum aufs Korn zu nehmen, wird beim Titel „Sie klatscht auf die 1 und die 3“ deutlich. Ebenfalls großartig; die „Heimwerker-Verarsche“: „Geboren, um zu bohren“, das auf dem Song von Unheilig („Geboren, um zu leben“) basiert. Toll, die deutschtümelnde Gestik, der „harte“ Gesang. Die „Wise Guys“ sehen und hören genau hin, das ist eine Parodie, die trifft!
Richtig fetzig kommt dann „Alkopop“, eine Mutation des Schlagers „Lollipop“ daher: „Plopp“ macht Björn Sterzenbach, der Tieftöner. Ebenfalls nicht fehlen darf „Deutsche Bahn“, der Klassiker aller „Verspätungssongs“: „Die Wagenreihung ist genau das Gegenteil vom Plan“ – wer kennt das nicht. „Ssenk ju for trewweling wiss Deutsche Bahn.“
Fazit: ein tolles Konzert mit fünf tollen Stimmen. Schade, dass sich die Gruppe im nächsten Jahr auflösen will. In der Stadtkirche haben sich die Kölner jedenfalls in absoluter Hochform präsentiert. Das fanden auch die 1100 Fans, die gleich vier Zugaben erklatschen konnten.
Eine besonders weite Anreise hatten übrigens Conna Englisch-Illing und Leon Illing, die von Frankfurt nach Bückeburg gekommen waren. Ob es sich gelohnt hat? „Auf jedem Fall“, sind sich die beiden einig. „Wir sind schließlich große Fans.“ Warum? „Weil sie so tolle Stimmen haben, dazu kommen ihre intelligenten Texte – und nett sind sie auch.“ Das erlebten nach dem Konzert übrigens viele Fans hautnah im Gemeindehaus.