Weserbergland. Der Frühling ist da, die Sonne scheint warm, aber die Temperaturen machen einfach nicht mit. Im März reichte es im Kreis Hameln-Pyrmont gerade mal für 15 Grad. Und auch im April konnte das Thermometer die 20-Grad-Hürde nur kurzzeitig überspringen. Selbst die warme Mitfrühlingsphase, die gewöhnlich um den 22./23. April herum ansteht, fiel diesmal aus. Denn statt Wärme vom Mittelmeer quälte uns ein massiver Kälteeinbruch direkt aus der Arktis mit den kältesten Temperaturen, die in dieser Jahreszeit überhaupt möglich sind. Am heutigen Donnerstag zieht der April mit Regen- und Graupelschauern sowie örtlich kurzen Gewittern noch einmal alle Register. Ab Freitag wandern die Temperaturen endlich wieder in den zweistelligen Bereich und die trockenen Phasen mehren sich. Allerdings lassen Sonne und Frühlingswärme zum Start in den Mai immer noch auf sich warten. Und daran wird sich auch in der ersten Maiwoche zunächst kaum etwas ändern. Immer noch tummeln sich viele Wolken am Himmel und bringen Schauer mit. Erst im weiteren Verlauf nehmen die Chancen auf Sonne und wärmeres Wetter zu.
Aber warum tut sich die Frühjahrserwärmung eigentlich so schwer? Grund ist die Kaltluftproduktion in der Arktis, die nach der langen Polarnacht erst im März ihren Höhepunkt erreicht. Durch den niedrigen Sonnenstand kann sich die Luft hier nur zögernd erwärmen. Drehen die Winde auf nördliche bis östliche Richtungen, was im Frühjahr recht häufig geschieht, steht der arktische Eisschrank für uns sperrangelweit offen. So kann das winterliche Erbe der empfindlichen Vegetation bis zu den Eisheiligen (11. bis 15. Mai) noch großen Schaden zufügen: „Servatius Hund der Ostwind ist, hat schon manch‘ Blümlein todgeküsst.“
Über die Launenhaftigkeit des Aprils viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen. „Wohl hundertmal schlägt das Wetter um, das ist des Aprils Privilegium“ – beschreibt eine alte Bauernregel den „Eulenspiegel“ unter den Monaten treffend. Grund für das Chaos am Himmel und die häufige Achterbahnfahrt der Temperaturen ist der Kampf zwischen Warm- und Kaltluft über unseren Köpfen. Während sich – wie gesagt – das Polargebiet in den Frühjahrsmonaten nur langsam erwärmt, legen die Temperaturen im Mittelmeerraum rasch zu. Prallen die beiden unterschiedlich temperierten Luftmassen über Mitteleuropa direkt aufeinander, was im April aufgrund besonderer Luftdruckmuster recht häufig der Fall ist, sind heftige Wetterturbulenzen und Temperaturstürze vorprogrammiert.
Erreicht die Polarluft auf ihrem Weg nach Süden unter Tiefdruckeinfluss das warme Festland, steigt die erwärmte Kaltluft vom Boden auf. Der vorhandene Wasserdampf kondensiert in der Höhe zu mächtigen Quellwolken. Im Gegenzug sinkt zum Ausgleich – wie in einem Paternoster – Luft aus den oberen Luftschichten ab, wobei sich die Wolken auflösen. Es entsteht das bekannte Streuselkuchenmuster am Himmel mit einem raschen Wechsel von kurzen Aufheiterungen, starker Bewölkung und durchziehenden Regen-, Schnee- oder Graupelschauern. Typisch April eben…