Einen Blick hinter die Kulissen der Bückeburger Stadtkirche warfen 20 Leserinnen und Leser im Rahmen unserer Aktion Sommerabenteuer. Pastor Jan-Uwe Zapke lüftete manches Geheimnis. Ein Höhepunkt: der Panoramablick vom Balkon:
BÜCKEBURG. Wie durch Zauberhand senkt sich der Kronleuchter von der Decke der Stadtkirche herab, wie durch Zauberhand schwebt der schwere Deckel des bronzenen Taufbeckens empor. Natürlich ist das kein Hexenwerk, hier verrichten ein moderner Elektromotor und jahrhundertealte Gegengewichte unsichtbar ihr physikalisches Werk. Versteckt sind sie auf dem Dachboden der prachtvollen Kirche von 1615, mit der sich Fürst Ernst ein Denkmal setzte und seine Macht demonstrierte. Auch die mächtige Dachkonstruktion aus starken Eichenbalken aus dem Schaumburger Wald bekamen die Leserinnen und Leser unserer Zeitung zu sehen.
Der Stern Bethlehems
Im Rahmen des SZ/LZ-Sommerabenteuers ermöglichte Pastor Jan-Uwe Zapke ihnen einen Blick hinter die Kulissen „seiner“ Kirche. Er versprach nicht zu viel, als er sagte, dass er einige spannende Geheimnisse lüften werde. Oder hätten Sie gewusst, dass hinter dem Altar ein Bild der Geburt Marias hängt – für eine evangelische Kirche eigentlich ein „No-Go“. Das war auch den Verantwortlichen gewusst, als nach dem Kirchenbrand von 1961 die Kopie eines Gemäldes aus dem Besitz des Fürstenhauses die zerstörte Kreuzigungsszene ersetze. So malte der Kopist unauffällig den Stern von Bethlehem in die rechte obere Ecke – und schon wurde aus der Geburt Marias die Geburt Jesu.
Besuch in der Fürstenloge in der Stadtkirche Bückeburg
Es war keine kunsthistorische Führung, die die 20 Gäste erwartete. Schließlich bietet unser Sommerabenteuer traditionell einen Blick hinter die Kulissen, öffnet Türen, die normalerweise für Besucher verschlossen sind. So erforschten die Gäste die Fürstenloge mit einem tollen Blick über das mit barocker Pracht ausgestattete Kirchenschiff. Kleine Randnotiz: Die Loge über dem Hauptportal liegt 20 Zentimeter höher als die Kanzel. Damit wird schon klar, wer damals in der Kirche das Sagen hatte. Doch Fürst Ernst war auch clever: Er schenkte das Gotteshaus der Gemeinde – und die muss deshalb bis heute alle Kosten tragen. Und noch eine Überraschung: In der Fürstenloge stehen heute Computerbildschirme und ein modernes Mischpult. Von hier aus werden Licht-, Ton- und Bildtechnik gesteuert. Um die Kirchentechnik auf den Stand der Zeit zu bringen, hat übrigens ein Team der Gemeinde 3000 Meter Kabel verdeckt im Gotteshaus verlegt.
Blick über Bückeburg: Welch eine Aussicht!
Und Zapke löste noch ein weiteres Versprechen ein: Er hatte nämlich den schönsten Blick über Bückeburg angekündigt. Den hat man vom Balkon aus, der nur über enge Stiegen vom Dachboden aus zugänglich ist. Auf dem Boden fällt der Blick auf die mächtige Konstruktion des hölzernen Dachstuhls und auf die Deckengewölbe von oben. Hier verlaufen auch die bereits erwähnten Seilzüge für Leuchter und Taufbecken. Vorbei am Glockenstuhl geht es über einen „Hühnerleiter“ auf den Balkon. Apropos Glocken: Die haben früher nicht nur zum Gottesdienst gerufen, sonder auch der Feierabend und den arbeitsfreien Sonntag eingeläutet – praktisch in einer Zeit, als sich nur die Wohlhabenden Uhren leisten konnten. Außerdem warnte das Geläut vor Feuersbrunst und anderen Gefahren.
„Welch ein Blick!“, schwärmten die Gäste, als sie den Balkon betraten. Über den Schlossbezirk schweift der Blick zur die Bückeburger Altstadt, am Horizont grüßt der Mindener Dom. Blieb nur eins zu sagen: Danke für die tollen Ein- und Ausblicke!