Paukenschlag in Bückeburg: Die Jägerkaserne wird statt 2019 doch erst 2025 geschlossen. Das geht nach Informationen unserer Zeitung aus einem bislang noch internen Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung hervor. Selbst Bürgermeister Reiner Brombach liegt derzeit noch keine offizielle Mitteilung vor, wie er sagt. So oder so: Die Nachricht sorgt beim Stadtoberhaupt für große Freude.
BÜCKEBURG. Die Spatzen haben es schon lange von den Dächern gepfiffen, dass aus der von der Bundeswehr avisierten Schließung der Jägerkaserne 2019 nichts wird: Zum einen, weil sich die Planungen für neue Schul- und Unterkunftsgebäude in der Schäferkaserne auf dem Flugplatz im Ortsteil Achum erheblich verzögert haben; zum anderen aber auch dadurch, dass die derzeit in der Kaserne stationierte Kompanie des Feldwebel- und Unteroffiziersanwärterbataillons Celle länger als geplant in Bückeburg bleiben muss und wird (wir berichteten). Die derzeit dort stationierte 2. Kompanie wird zurück nach Celle verlegt, durch die Aufstockung der Bundeswehr wird aber eine neue 3. Kompanie aufgestellt – in Bückeburg in der Jägerkaserne.
Am Donnerstagabend sickerte nun ein (noch) internes Schreiben des Bundesverteidigungsministeriums durch: mit Bezug FüSK 17-Az10-20-10/78 vom 31. Januar 2017. Danach geht die Bundeswehr davon aus, dass die Kaserne voraussichtlich erst 2025 geschlossen werden kann – wegen der oben genannten notwendigen Erweiterungen in Achum und der weiteren Nutzung durch das Ausbildungsbataillon.
„Wir sind teilweise noch in den Planungen für Schulungs- und Unterkunftsgebäude in Achum“, sagte der zuständige Presseoffizier, Oberstleutnant Michael Baumgärtner: 2019 sei ohnehin „sehr sportlich“ gewesen.
Denn damit die Jägerkaserne geschlossen werden kann, müssen in Achum in der Schäferkaserne weitere Gebäude für die derzeit auch noch in der Jägerkaserne stationierten Lehrgruppe B des Internationalen Hubschrauberausbildungzentrums gebaut werden. Ohnehin besteht in Achum ein Mangel an Unterkünften, Teilnehmer von Lehrgängen der fliegerischen Ausbildung müssen teilweise in Hotels untergebracht werden, insbesondere Soldaten ausländischer Streitkräfte, die in Achum vermehrt ausgebildet werden.
Seitens der Stadt, aber auch des Standortes, hatte es seit Bekanntwerden der geplanten Schließung der Kaserne in 2019 wegen eines Sanierungsstaus immer wieder Vorstöße gegeben, die Schließung der in Teilen unter Denkmalschutz stehenden Kaserne zu verhindern. Bürgermeister Reiner Brombach hatte unter anderem einen Brief an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen geschrieben, in dem er auf die Attraktivität der mitten in der Innenstadt gelegenen Kaserne verwiesen hat. Soldaten hätten hier einen Wohlfühleffekt mit fußläufig zu erreichenden Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, statt in anderen Kasernen auf der grünen Wiese zu versauern. Was gerade im Hinblick auf den Personalmangel bei der Bundeswehr und der Nachwuchswerbung ein Pluspunkt sei. Leider sei dieses Schreiben abschlägig beschieden werden, bedauerte der Bürgermeister im Gespräch mit unserer Zeitung. Er überlege nun, ob er erneut mit dem Verteidigungsministerium in Kontakt trete.
Zu der sechsjährigen Verzögerung sagte Brombach: „Ich bin grundsätzlich sehr froh.“ Von ihm aus könne die Kaserne auch über 2025 noch erhalten bleiben. Bückeburg sei seit Jahrzehnten Garnisonsstadt, habe immer ein gutes Verhältnis zu den Soldaten gepflegt und gut von ihnen gelebt. Die Stadt profitiere von den Soldaten, sei es in wirtschaftlicher oder auch sozialer Hinsicht. Vereine würden ebenso von den Soldaten profitieren wie andere Einrichtungen. Und auch die demografische Entwicklung werde durch den Bundeswehrstandort aufgefangen.
Brombach will sich ebenso wie das Ausbildungszentrum dafür stark machen, dass über 2025 hinaus zumindest Teile der Jägerkaserne weiter militärisch genutzt werden: Der unter Denkmalschutz stehende Block A sowie die Bereiche des Offizierscasinos. Der Block A war im Zuge des Sanierungskonzeptes „Kaserne 2000“ in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrtausends saniert worden: mit Einzelunterkünften für die angehenden Piloten und Offiziere. Jeweils zwei Räume teilen sich eine Nasszelle. Ein Standard, der auch heute noch den Ansprüchen genügt. Brombach: Es wäre am einfachsten, wenn die Bundeswehr zumindest diesen Teil weiter nutzt. Das weitere Kasernengelände könne durchaus zu einem attraktiven innenstadtnahen Wohngebiet entwickelt werden.
2 Erst Ende Januar hat die Ratsgruppe von BfB, WIR und FDP die Planungen für die zukünftige Nutzung der Jägerkaserne an der Ulmenallee vorantreiben wollen. Die Gruppe hatte daher in einem Schreiben an Bürgermeister Reiner Brombach beantragt, ein „Parteiübergreifendes Strategiekonzept“ zu erstellen. Verzögerungen angesichts der 2019 anstehenden Schließung könne sich die Stadt nicht mehr leisten, Bückeburg dürfe sich das Heft des Handelns nicht aus der Hand nehmen lassen, hatte es geheißen.