BÜCKEBURG. Geht es nach der Bundesregierung, sollen in den kommenden Jahren zig Millionen Wärmepumpen in Deutschland installiert werden. Sehr zur Sorge einer Bückeburgerin, die schon jetzt in hohem Maße unter den Geräuschen leidet, die ihrer Schilderung nach von in ihrer Nachbarschaft betriebenen Wärmepumpen ausgehen. Und die 53-Jährige ist anscheinend kein Einzelfall: …
Damit die für Deutschland zum Ziel gesetzte „Wärmewende“ gelingt, setzt die Bundesregierung vor allem auf den Einbau von strombetriebenen Wärmepumpen. Diese Geräte sollen nach und nach die Gas- und Ölheizungen ersetzen, die derzeit noch in vielen Gebäuden im Einsatz sind.
Schallemissionen als Problem
Abgesehen von den hohen Investitionskosten, die mit diesen Modernisierungen verbunden sind (wir berichteten), bringen Wärmepumpen aber auch noch ein weiteres Problem mit sich: Schallemissionen. Schon heute sorgen diese vielerorts für nachbarschaftlichen Streit, und die Anzahl der Auseinandersetzung dürfte noch steigen, je mehr Häuser mit Wärmepumpen ausgestattet werden.
Mehrere Wärmepumpen im Wohnumfeld
Der Bückeburgerin Larissa S. (Name von der Redaktion geändert) graut eigenen Worten nach vor dieser Entwicklung. Bereits jetzt leidet sie erheblich darunter, dass in ihrem näheren Wohnumfeld mehrere Wärmepumpen aufgestellt und in Betrieb genommen worden sind: Das Problem sei der tieffrequente Schall, der von den Geräten ausgehe, erklärt die 53-Jährige. Viele Menschen könnten diesen zwar nicht hören, sie selbst aber gehöre zu den ihren Recherchen nach rund 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung, die solche tieffrequenten Geräusche wahrnähmen. Dabei handele es sich um Schallwellen, die sogar durch Hauswände hindurchgingen.
„Es ist als wenn man auf einem Trafo liegt“
An einen geruhsamen Nachtschlaf ist für Larissa S. daher nicht zu denken: „Es ist als wenn man auf einem Trafo liegt, der brummt“, beschreibt sie die von ihr empfundene Belästigung. Letztere ist ihr zufolge allerdings nicht nur auf die Nachtzeit beschränkt, sondern auch tagsüber gegeben; eben immer dann, wenn irgendwo in ihrer Nachbarschaft eine oder mehrere Wärmepumpen anspringen.
Tieffrequenter Schall sogar körperlich spürbar
Sie könne den tieffrequenten Schall sogar körperlich spüren, verdeutlich die Bückeburgerin ihre Situation. Ruhe findet sie in dem – mit ihrem Ehemann bewohnten – Einfamilienhaus daher nicht mehr: „Es ist wirklich ein eingreifendes Erlebnis“, betont sie. Nicht ohne zu erwähnen, dass ihrer Wahrnehmung nach auch von der gut einen Kilometer weit entfernt verlaufenden Bahnstrecke ähnliche Belästigungen durch tieffrequenten Schall ausgehen.
„Irgendwann wird die Menschheit durchdrehen“
Doch zurück zu den Wärmepumpen: „Je mehr der Habeck (Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck; Anm. d. Red) die Wärmepumpen einsetzt, desto größer wird das Problem“, sagt die Bückeburgerin, und ergänzt: „Irgendwann wird die Menschheit durchdrehen.“
Ihren richtigen Namen möchte Larissa S. übrigens aus Sorge, sie könnte wegen ihrer Beschwerden verlacht werden, nicht in der Zeitung lesen.
Neue Art der Beeinträchtigung
Mit dem Problem der von Wärmepumpen und anderen Geräten ausgehenden Schallemissionen hat sich auch das in Dessau-Roßlau ansässige Umweltbundesamt befasst: „Es sind vor allem stationäre Geräte, die belästigende tieffrequente Geräusche erzeugen. Diese führen zu einer neuen Art der Beeinträchtigung, da diese im Wohnumfeld errichtet und dauerhaft betrieben werden“, heißt es in einem von dieser Behörde bereits 2017 herausgegebenen Praxisleitfaden („Tieffrequente Geräusche im Wohnumfeld“). Ursächlich seien insbesondere gebäudetechnische Geräte wie etwa Mini-Blockheizkraftwerke, Klima-/Lüftungsanlagen und eben Luftwärmepumpen.
Energiereicher als der „‘normale‘ Hörschall“
„Tieffrequenter Schall“ ist demnach derjenige Anteil von Geräuschen, der eine Frequenz (Maß für die Tonhöhe des Schalls) von weniger als 90 Hertz aufweist; dieser ist energiereicher und langwelliger als der „‘normale‘ Hörschall“ und breitet sich daher weit in der Nachbarschaft aus.
Nicht zuletzt mit Blick auf die wachsende Anzahl von Luftwärmepumpen prognostiziert die Behörde respektive die Autorenschaft der Publikation, dass es deswegen „gehäuft Konflikte mit vielen Betroffenen und Betreibenden“ geben könne, da es voraussichtlich in vielen Wohnumfeldern zunehmend „brummen“ werde.
Dabei entstünden die Konflikte häufig erst nach einer längeren Zeit der Einwirkung auf die Nachbarschaft; dann allerdings habe sich meist eine Sensibilisierung der Betroffenen eingestellt, was wiederum zu einem nachhaltig erhöhten Belästigungsempfinden führen könne.
Handlungsempfehlungen zusammengestellt
Vor diesem Hintergrund hat das Umweltbundesamt in dem Praxisleitfaden einige Handlungsempfehlungen zusammengestellt, die sich unter anderem an die Politik, die Hersteller von Luftwärmepumpen und die Betreiber solcher Geräte richten. Plädiert wird demnach für die „Festlegung eines geeigneten Schutzniveaus für vorhandene und geplante Anlagen mit tieffrequenten Geräuschen“. Zudem sollten die Wärmepumpen schallgedämmt installiert werden, wobei eine Aufstellung im Inneren von Gebäuden einer Aufstellung im Außenbereich vorzuziehen sei. Auch sollten Geräte so ausgelegt werden, dass deren Betriebsstunden „in sensiblen Zeiträumen (abends, nachts) reduziert werden können“. Betroffenen wird nicht zuletzt zur „Rücksichtnahme auf umwelttechnische Entwicklungen“ geraten.