BÜCKEBURG. Eingestürztes Gemäuer, verrußte Gitarren und geschmolzene Lichterketten – der Brand auf dem Gelände der Kronenwerke in der Nacht zum 26. Oktober hat schlimme Schäden angerichtet. Es sind aber nicht nur die materiellen Dinge, die gelitten haben, auch bei allen Beteiligten sitzt der Schock noch tief. Den Kopf in den Sand zu stecken, kommt aber für niemanden auf dem Gelände in Frage.
Der Schaden, den der Brandstifter angerichtet hat, lässt sich über die Versicherung nicht komplett ersetzen, erklärt Romy Kury von der Schraub-Bar. Zwar seien der Abriss, die neue Elektrik und die Entsorgung der asbesthaltigen Dachplatten in der Versicherungssumme enthalten, die Instrumente der Bands und die Kameras aus dem Fotostudio jedoch nicht.
„Es muss schnell etwas passieren, es wäre schade, wenn dieser kreative Platz verloren gehen würde“, findet auch Kay Büssing von „RundumSorglos – die iDeenschmiede“. Er war derjenige, der in der Brandnacht oben im Fotostudio war, als das Feuer ihm den Fluchtweg abschnitt.
Nach dem Brand hatte das Team der iDeenschmiede nur kurz die Möglichkeit, das Nötigste zu holen und den Schaden zu begutachten. „Das war ein beklemmendes Gefühl“, sagt Julia Hillwig aus der iDeenschmiede, die unter dem Namen Cora Stern bekannt ist: „Die Stahlträger sind runtergekommen, die Wände waren schwarz und die Lichterketten am Treppengeländer geschmolzen. Aber mein Computer lief noch.“ Es sei ein Wunder, dass es nicht noch schlimmer gekommen sei.
Doch auch wenn die Betroffenen alle gesund aus dem Haus gekommen sind, hat das Equipment von Fotografen und Bands doch einigen Schaden davongetragen. Viele Instrumente, Kameras, Kostüme und persönliche Gegenstände sind dem Feuer zum Opfer gefallen. „Mein halbes Leben war da oben“, berichtet Büssing.
Unterkriegen lassen will sich aber niemand der Kronenwerker. Um den Bands, deren Träume im Feuer zerstört wurden, eine Zukunft geben zu können, bildete sich auf dem Hof schnell die Idee heraus, ein Festival zu veranstalten, um die nicht versicherten Gegenstände finanziell ersetzen zu können. Termin: Freitag und Samstag, 10. und 11. Januar.
Innerhalb kürzester Zeit stieß das Projekt auf viel Resonanz. Eine Securityfirma sicherte sofort zu, 21 Mitarbeiter für das gesamte Wochenende zu stellen. Auch Sachspenden, Merchandising-Pakete von Bands, VIP-Karten für Arminia Bielefeld und zahlreiche Gutscheine für Tattoos, Fotoshootings und Autoreparaturen wurden für eine Tombola zur Verfügung gestellt.
Auch die Bands, die auf dem Festival spielen, tun dies ausschließlich für den guten Zweck; Unterkünfte werden von Bückeburger Hotels zur Verfügung gestellt. Bisher bestätigt wurden unter anderem: Linie 6, Shallows, Nice Guys, Achim und Olaf, Jac. B., Splitterfaser, Major Erd, Fatal, Band ohne Anspruch, Jens Kavernom, Mad Viper, Run 2 You, Sexxy und Projektgruppe. Als besonderes Highlight am Samstag spielen am Samstag die Abstürzenden Brieftauben aus Hannover, Veteranen der Punk-Bewegung.
Für die Moderation des Festivals steht Ecki Stieg bereit, Comedy bietet Don Clark. Die Aftershow-Party wird musikalisch begleitet von Trampolinmusik, als DJs haben Patricia Jashari und Maximilian Loschelder zugesagt. Wer sich eine bleibende Erinnerung verschaffen möchte: Thomas Gerhard tätowiert jeden, der Lust dazu hat.
Von der Hilfsbereitschaft ist das Team überwältigt: Selbst Personen, die weder die Bands noch das Gelände der Kronenwerke kennen, haben das Bedürfnis zu helfen, so Kury weiter. Als sie auf der Social-Media-Plattform TikTok von der Situation der Kronenwerke berichtete, kamen innerhalb von nur einer Stunde 120 Euro an Spenden zusammen.
Der Anfang ist also getan. Aber sowohl an Geld als auch an freiwilligen Helfern mangelt es noch. Mit den Erträgen des Benefiz-Festivals wollen sich die Kronenwerke allerdings auf keinen Fall bereichern. Was nach der musikalischen Zwei-Tage-Sause übrig bleibt, wird an das Kinderhospiz gespendet.