Mit einer satten Packung an Rock- und Pop-Klassikern haben die Jungs von Schaumburgs Rock-Urgestein „Nice Guys“ in der jüngst wiedereröffneten Kultkneipe Schraub-Bar nicht nur das Publikum zum Toben, sondern auch sich selbst für das in diesem Jahr anstehende 25. Bandjubiläum in Schwung gebracht.
Bückeburg. Das hat gekesselt! So hätte es jedenfalls eine weltberühmte norddeutsche Comicfigur formuliert, wäre sie beim jüngsten Auftritt der Nice Guys in der Schraub-Bar zugegen gewesen. Mit einer satten Packung Rock- und Pop-Klassiker brachte Schaumburgs Rock-Urgestein in der jüngst wiedereröffneten Kultkneipe nicht nur das Publikum zum Toben, sondern auch sich selbst für das in diesem Jahr anstehende 25-jährige Bandjubiläum in Schwung. Sänger Olaf Schulzik, Gitarrist Achim Serak, Bassist Sven Horl und Schlagzeuger Salvatore di Bella unterstrichen von der ersten Sekunde ihres energiegeladenen Parforce-Ritts von AC/DCs „Highway to Hell“ über Deep Purples „Perfect Stranger“ bis zu „Along Comes Mary“ von der Bloodhound Gang, dass man sie vielleicht als alt betrachten, aber ganz bestimmt nicht zum alten Eisen zählen darf.
Wer die Nice Guys kennt, weiß, dass es bei all ihren Auftritten einige unverzichtbare Standards gibt. So zum Beispiel die ewig gültige Aussage „Ich liebe euch alle!“ von Frontmann Olaf Schulzik sowie sein Bühnen-Outfit, zu welchem statt einer Hose grundsätzlich ein Rock zählt – den man als aufmerksamer Konzertbesucher jedoch zu Beginn des Auftritts in der „Schraube“ vergeblich an den Beinen des Nice-Guys-Shouters suchte. „Ich hatte einfach keinen Bock auf Rock“, gab der Sänger in der Pause unumwunden zu, um sich dann allerdings für den zweiten Set des Abends des gewohnten Beinkleides zu befleißen. Na Gott sei Dank. Darob zeigte sich auch Konzertbesucher und Nice-Guys-Urfan Alexander Fensch derart erleichtert, dass er sich lautstark Helene Fischers „Atemlos durch die Nacht“ wünschte – was ihm die Band allerdings nicht erfüllte.
Stattdessen gaben die Nice Guys unter anderem mit „The Seeker“ von The Who und „Black Night“ von Deep Purple dem Affen ordentlich Zucker und dem Publikum Feuer. Bei „Gimme all your Lovin‘“ von ZZ Top durfte man sich Gitarrist Achim Serak mit langem Billy-Gibbons-Bart vorstellen, und so richtig aus dem Häuschen brachten die Nice Guys sich und das Publikum bei ihrer ewigen „Nationalhymne“ „Immer Rock ’n’ Roll“ von den Hamburger Kult-Rockern Ohrenfeindt: „Zwei Finger in die Luft und die Faust geballt – es ist niemals zu laut, du bist höchstens zu alt! Volle Kraft voraus, keine Zeit für halben Kram – Licht aus, Spot an, es ist Rock-’n’-Roll-Alarm!“ Genauso vehement aufs Rock-Gaspedal traten Schulzik & Co. bei Neil Youngs „Rocking in the Free World“, einem Song, der nur wenige Monate älter ist als die Band und seit deren Gründung noch auf keinem – wirklich auf keinem! – Nice-Guys-Konzert fehlen durfte: „25 Jahre Nice Guys und 25 Jahre Rocking in the Free World, was für ein Grund zum Feiern!“
Auch Neuheiten haben die Nice Guys im Jubiläums-Jahr ins Programm genommen. Während ein Rock-Klassiker wie „My Sharona“ von The Knack wie für sie geschrieben ins Repertoire passt, würde man eine New-Wave-Band wie die Simple Minds und ihren 80er-Superhit „Don’t You (ForGet About Me)“ auf Anhieb kaum mit einer raubeinigen Rock-Combo wie den Nice Guys assoziieren. Passt aber, wie beim Auftritt in der Schraub-Bar festzustellen war, wie angegossen. Ordentlich was auf die Ohren für die Heimfahrt und für zu Hause hatten die Nice Guys im Übrigen auch in petto: In der Schraub-Bar gab’s an diesem Abend die „Extraordinäre exklusive erste Brennung“ ihrer neuen Live-CD zu erwerben, aufgenommen während der legendären Probenraum-Party im Dezember vergangenen Jahres.