BÜCKEBURG. In Bückeburg soll am Montag, 23. Januar, um 15.30 Uhr in der Begegnungsstätte, Herderstraße 35, eine Selbsthilfegruppe für ältere und jüngere Frauen, die an Depressionen erkrankt sind, gegründet werden. Was sich die Teilnehmerinnen davon versprechen:
Alle sind mit dem Thema Depressionen vertraut, wissen, wie es sich anfühlt, (manchmal) antriebslos, vergesslich, lustlos bis verzweifelt zu sein. Sich gegenseitig zu ermutigen und nicht nur „im Kreis jammern“, ist Ziel der Gruppe. Die Dame, die bei der Kontaktstelle vorspricht, ist nur Impulsgeberin, keine Gruppengründerin im klassischen Sinn, weil sie sich nicht vorstellen kann, Gruppenrunden zu moderieren.
Die Krankheit erst mit 60 Jahren verstanden
Auf die Frage, wie es bei ihr mit Depressionen anfing, sinniert sie: „Ich weiß nicht, ob es die schon bei meinen Vorfahren gab“, es sei ja vererblich. In ihrer Jugend hieß es: „Reiß Dich zusammen, Du hast es doch gut!“. Erst mit 60 Jahren, im Gespräch mit einem Psychotherapeuten, hat sie kapiert, dass es eine Krankheit ist und sie sich nicht zusammenreißen kann oder muss.
Bewältigungsstrategien erhofft
Die Impulsgeberin für diese neue Gruppe liebt Tier- und Naturfilme, Lesen und Vorlesen, hat aber auch Lust auf kulturelle Unternehmungen mit Gleichgesinnten. Im Gruppensetting erhofft sie sich Austausch über das innere Befinden und Bewältigungsstrategien, wie andere es machen, wenn sie in die depressive Phase abrutschen. Und sie ist neugierig, wie die Mitmenschen der anderen auf die Erkrankungen reagieren und was das mit den Erkrankten macht. Es brauche nur Offenheit, Diskretion und Motivation, in der Gruppe gemeinsam etwas Neues entstehen zu lassen, um sie zum Leben zu erwecken. Voneinander lernen und wertvolle Tipps und Informationen zum Krankheitsbild Depression geben und bekommen wären ein schönes Ziel.
Ein Versuch ist es wert
Wenn man sich Ähnliches wünscht, kann man es ausprobieren und staunen, was Selbsthilfe bewirken kann. Ein Versuch ist es wert! Kontakt: Selbsthilfekontaktstelle des Paritätischen Schaumburg, Tel. (05722) 952220 (dienstags 9 bis 11, mittwochs 14 bis 17, donnerstags 11 bis 15, freitags 9 bis 13 Uhr), E-Mail: selbsthilfe.schaumburg@paritaetischer.de. r
Wie finde ich einen Therapieplatz?
Woran merke ich, dass eine Therapie für mich sinnvoll wäre?
- Geht es Ihnen psychisch so schlecht, dass die Lebensqualität leidet, ist das ein wichtiges Anzeichen. «Wenn Gedanken und Gefühle dazu führen, dass sie Beziehungen, soziale Kontakte oder den Beruf gefährden, kann eine Psychotherapie helfen», so der Psychotherapeut Gebhard Hentschel, der Bundesvorsitzender der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung (DPtV) ist.
- Manchmal ist es auch der Körper, der signalisiert, dass etwas mit der Psyche nicht stimmt - durch einen Tinnitus beispielsweise oder Verdauungsbeschwerden.
- Anlass für eine Psychotherapie kann auch ein traumatisches Ereignis sein, etwa ein Unfall oder die Krankheit eines geliebten Menschen.
Muss ich erstmal zum Hausarzt oder zur Hausärztin?
- Eine Überweisung vom Hausarzt oder der Hausärztin ist kein Muss, um sich auf die Suche nach einem Therapieplatz zu machen, so die Stiftung Gesundheitswissen. Aber ein Termin dort kann sinnvoll sein - auch um andere Erkrankungen auszuschließen. Denn hinter depressiven Symptomen etwa kann auch die Schilddrüse stecken, so die Deutsche Depressionshilfe.
Wie finde ich einen Therapeuten oder eine Therapeutin?
- Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten arbeiten an verschiedenen Orten - etwa in der eigenen Praxis, aber auch in Krankenhaus-Ambulanzen oder psychosozialen Beratungsstellen.
- Dorthin kann man sich wenden und zunächst einen Termin für eine psychotherapeutische Sprechstunde ausmachen. Denn die ist Pflicht, bevor es mit einer Psychotherapie losgehen kann. «Dort wird geklärt, ob eine Therapie nötig ist - und wie eventuelle Wartezeiten sinnvoll überbrückt werden können», so Hentschel.
- Kassenpatienten können sich auch über die zentrale Terminvermittlungsstelle der Kassenärztlichen Vereinigungen einen Termin geben lassen.
- Wichtig zu wissen: Dass man in einer Praxis einen Sprechstundentermin hat, heißt nicht, dass es dort auch einen freien Therapieplatz gibt. Mit dem Befund aus der psychotherapeutischen Sprechstunde kann man sich aber bei anderen Praxen um einen Platz bemühen und auf die Warteliste setzen lassen.
Apropos Warteliste: Wie lange muss ich warten?
- Das lässt sich nicht genau vorhersagen. Aber ohne Geduld geht es nicht. Denn Psychotherapeutinnen und -therapeuten werden von mehr Menschen angefragt, als sie aufnehmen können. Dieses Problem hat sich durch die Pandemie nochmals verschärft, wie eine aktuelle Befragung der DPtV unter den Mitgliedern zeigt.
- Psychotherapeuten wurden demnach im Sommer 2022 weiterhin 40 Prozent häufiger von Patienten angefragt als im Januar 2020. Waren es damals im Schnitt 4,9 Patienten pro Woche, lag die Anzahl im Juni 2022 bei 6,9 Patienten. Die DPtV-Umfrage zeigt auch: In Großstädten ist die Nachfrage größer als in kleineren Städten oder auf dem Land.
- Knapp jeder vierte Patient erhält einen Termin für ein Erstgespräch. Kurzfristig klappt das jedoch nicht immer: Etwa die Hälfte muss laut der DPtV darauf länger als einen Monat warten.
Wie überbrücke ich die Wartezeit?
- Wer auf Hilfe wartet, sollte gut auf sich selbst achten. «Ziehen Sie sich nicht zurück. Sprechen Sie mit guten Freundinnen und Freunden und der Familie über Ihre Probleme, besuchen Sie Selbsthilfegruppen und tauschen Sie sich mit Betroffenen aus», so Psychotherapeut Hentschel.
- In Ausnahmesituationen und akuten Krisen besteht etwa die Möglichkeit einer Akutbehandlung, die aus zwölf Therapieeinheiten à 50 Minuten besteht. Und somit oft für eine erste Linderung sorgen kann.
- Und: «Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie stark gefährdet sind, melden Sie sich bei einer Psychiatrie für eine stationäre Behandlung», so Hentschel.
Wenn es endlich losgeht - wer zahlt die Psychotherapie?
- Psychotherapie ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse. Das heißt laut der Stiftung Gesundheitswissen: Die Krankenkasse trägt die Kosten für die Therapie, wenn es sich um eine Praxis mit Kassenzulassung handelt.
- Bei privaten Krankenversicherungen ist die Kostenübernahme nicht einheitlich geregelt. Ob und wie viel die Kasse zahlt - das findet man mit Blick in den Versicherungsvertrag heraus. dpa