TODENMANN. Seit mehreren Wochen ist nicht nur die Freiwillige Feuerwehr, nein, sondern ist das Kirschendorf in Aufruhr. Es geht um den bisherigen Ortsbrandmeister, Rolf Marchlewski. Der ist inzwischen seit zwölf Jahren im Amt, in seiner nun zweiten Amtsperiode. Jetzt aber hatte Marchlewski genug – und warf vor rund 14 Tagen seinen Posten Ortsbürgermeister Helmuth Künneke und der Stadtverwaltung vor die Füße.
„Ich wollte da nicht mehr mitmachen“, beschreibt Marchlewski im Gespräch mit dieser Zeitung seine Motivation. Er meint damit nicht etwa die Ortsfeuerwehr, nein: „Ich stehe vor meinen Kameraden, keine Frage“, sagt Marchlewski. Doch es habe mehrere Vorfälle gegeben, und schließlich den berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Für Marchlewski waren das Äußerungen zweier Feuerwehrkameraden über ein Mitglied der Jugendfeuerwehr mit Handicap. Die Äußerungen seien in die Richtung gegangen von „‚Wir wollen diese Leute nicht bei uns‘“, rekapituliert Marchlewski, merklich verständnislos. Er betont: Natürlich sei die Ortsfeuerwehr Todenmann offen für alle Menschen, und man sei froh über jedes Mitglied, insbesondere von Kinder- und Jugendfeuerwehr: „Die Jugend ist das Potenzial, das wir brauchen!“
Doch durch diese Äußerungen sei für ihn „eine Grenze erreicht“ worden. Dazu kam der Weg, den die Kameraden gewählt hätten: Sie hätten ihre Bedenken nicht ihm gegenüber geäußert, sondern gegenüber der Stadt. Er und das Betreuerteam seien dadurch vollends „vor den Kopf gestoßen“ worden. Außerdem habe es keine Anerkennung für geleistete Arbeit gegeben, mehr noch: Andere hätten sich mit fremden Lorbeeren geschmückt.
Für ihn war klar: Ein solches Verhalten könne er nicht mehr mittragen. Am 10. September verkündete Marchlewski seinen Rücktritt in interner Runde, drei Tage später folgte das offizielle Schreiben an Ordnungsamtsleiter Ulrich Kipp.
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Einwohner, Kameraden und Vertreter der Altersabteilung hätten ihm ihren Dank ausgesprochen, erzählt Marchlewski, und ihren Rückhalt zugesichert. Die Reaktionen seien derart flächendeckend und positiv gewesen, dass er von seinem Rücktritt quasi zurücktrat und sein Rücktrittsgesuch zurücknahm.
Zur Wahl eines neuen Ortsbrandmeisters kam es also erst gar nicht. Als Ortsbürgermeister Helmuth Künneke dies jüngst bei der Ortsratssitzung verkündete, ging hörbar ein Raunen durch den Saal.
„Es gab einige Unruhe unter den aktiven Kameraden“, beschreibt Künneke auf Nachfrage die Stimmung in der Feuerwehr. Zu den Hintergründen wolle er sich nicht äußern, sondern sich „neutral“ verhalten. Hätte Marchlewski seinen Rücktritt nicht rückgängig gemacht, hätte sich sein bisheriger Stellvertreter Florian Petersen zur Wahl gestellt. Der wird jetzt auf seinem Posten verbleiben.
Für Marchlewski sind die Probleme noch nicht abgehakt: Er wolle jetzt das offene Gespräch mit den beiden Kameraden suchen und wieder eine „gerade Linie“ in die Ortsfeuerwehr bekommen.
„Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Arbeit gelobt wird“, freut er sich jedoch über den jetzt gezeigten Rückhalt. Bis zum 17. Juli 2019 ist er nun noch offiziell Ortsbrandmeister. Dann endet seine zweite Amtsperiode, und bei einer Mitgliederversammlung der Einsatzabteilung kann neu gewählt werden.
„Vielleicht folgt darauf eine dritte“, deutet Marchlewski eine Fortsetzung seiner Arbeit an. Doch das wolle er sich offenhalten.
Die Ortsfeuerwehr sieht Marchlewski momentan „gut aufgestellt“ durch das neue Feuerwehrgerätehaus, die Fahrzeughalle, die Kinderfeuerwehr und die Jugendfeuerwehr, die immerhin seit inzwischen 20 Jahren bestehe. 30 Nachwuchs-Feuerwehrleute gebe es derzeit im Kirschendorf. Bei einem Orientierungsmarsch bei der Partnerfeuerwehr in Elster belegte die erste Mannschaft der Jugendfeuerwehr jüngst den dritten Platz, die zweite Mannschaft den 6. Platz. mld