Rusbend (bus).
Das
holprige Gelände zwischen den Gipfeln des Teutoburger Waldes und dem Wiehengebirge umfasst - quantifiziert von der Kleinkunsttruppe "Made in Enger" - in etwa 145 000 Fußballfelder. "Auf denen sind wir zuhause, trainieren und spielen wir", lassen Petra Kluckert, Heike Wehmeyer, Gabriele Syrbe und Ulrike Kindermann wissen. Dass die Viererkette auch bei Auswärtsspielen Pluspunkte einfahren kann, hat sie am Sonntag nachhaltig unter Beweis gestellt. Ihr auf Einladung des Evangelischen Jugendkreises im Trophäensaal von Schloss Baum präsentiertes aktuelles Programm "Urknall oder Lattenschuss?" offenbarte sich als effetvoller Strammschuss in alle erdenklichen Winkel der Kickerzunft.
Dabei gastierte das Quartett an einem Wochenende im Schaumburgischen, an dem der bezahlte Fußball seine Anhängerschaft mit Kuriosa der tolldreistesten Art verhätschelte. Werder Bremen, nach Auskunft des großformatigen deutschen Boulevards "die torgefährlichste Mannschaft des Kontinents", guckt im heimischen Stadion mit 0:2 gegen die "Roten Teufel" vom Betzenberg in die Röhre, die dessen ungeachtet nach wie vor die schwächste aller Bundesliga-Abwehren ihr eigen nennen. Auf Schalke widerfährt 61
524 Zuschauern ein tortrunkener Kick (7:4 gegen Leverkusen), der einem Reporter die Formulierung "...
wurde das Spiel mit jedem Treffer irrealer, und man hatte das Gefühl, gleich würde jemand reinkommen, die Torflut für groben Unfug erklären und alle nach Hause schicken" in die Tasten treibt. Ganz zu schweigen von Hannover 96, das in Frankfurt drei Zähler abstaubt, obwohl es nach Einschätzung von Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel "gar keine Torchance hatte".
Gegen solch einen Batzen mirakulöser Ausnahmerealitäten ist mit Kleinkünstlerischem für gewöhnlich nur schwerlich anzustinken. Dass die vier Mädels am Ende dennoch die Lacher (und den wohlverdienten Applaus) auf ihrer Seite hatten, ist zu einem großen Teil auf das Desinteresse des Publikums am tagesaugenblicklichen Bundesligageschehen zurückzuführen. Etliche Besucher erweckten den Eindruck, der Begeisterung für das mittlerweile Phantastillionen Euro schwere Ballspiel irgendwo zwischen Erich Juskowiak und Zick-Zack Matischak verlustig gegangen zu sein.
Darüber hinaus beflügelte den Erfolg der mit beachtlichem Geschick inszenierte Transport der Urknall-Thematik aus der Tiefe des Raumes auf die Höhe der Zeit. Die nachdrücklichsten Sketchpunktelieferanten benötigten die "Pille" indes entweder gar nicht oder nur als aus dem All ferngesteuertes Etwas. Das Auditorium erfuhr, "warum kerngesunde Frauen plötzlich an Krücken gehen" - "ich habe noch nie so intensive Gespräche geführt wie beim Walking"; dass für die Ballsucht - analog einer von Sepp Herberger formulierten Weisheit - gilt: "Nach der Therapie ist vor der Therapie"; und dass die sprachautomatisierte Aufnahme in die Kartei der Agentur für Arbeit Hürden bereit hält, die mit einem schlichten Steilpass nicht zu überwinden sind.
Schlechthinniger Höhepunkt der Vorstellung war - aller Meisterschaft im Zusammenspiel des Quartetts zum Trotz - gleichwohl ein Solodribbling, in dem Petra Kluckert das (Un-)Wesen der Schiedsrichterzunft auszirkelte. Nachdem die "Schwarze" zunächst die Sau heraus- und hernach als solche die Hosen heruntergelassen hatte, stand eine Domina - "was machst du mit dem Fan, du Wichser?" - von allergröbstem Schrot und Korn auf der Bühne. "Hinter dem Rücken dieser Tribünentrottel spielst du Manager das versteckte Foul und steckst dir den Gewinn in die Tasche", gab die Stiefelfrau selbst die Antwort. "Auf die Knie,du Abschaum!"
Glücklicherweise erwies sich die Lederdame - "auch ich habe meine Grenzen" - als durchaus skrupulös. Sie sei nicht bereit, die Gefühle des Fans - "das blöde Arschloch" - auszubeuten. "Das können andere besser."
Die Fan-Kurve bedankte sich mit sechs "La-Ola-Stadionwellen", die Kabarettistinnen mit dem gängigen Kampfbahngesang "Ihr könnt nach Hause fahr'n!"