Obernkirchen (rnk).
Eine letzte Frist haben die Mitglieder des Ausschusses für Ordnungswesen und des Ausschusses für Umwelt und Stadtentwicklung gestern Abend dem Bundesvermögensamt gesetzt: Einmal noch sollen die "Harden Barracks" zum Verkauf ausgeschrieben werden, soll versucht werden, einen Investor für das seit über zehn Jahren brachliegende Gelände zu finden.
Wilhelm Mevert, dessen SPD-Fraktion einen Antrag im Stadtrat eingebracht hatte, die Gebäude auf Kosten des Bundesvermögensamtes abzureißen, schlug gleich zu Beginn einen schärferen Ton gegenüber den drei erschienenen Vertretern des Amtes an. Das Bundesvermögensamt solle sich endlich von dem Gedanken trennen, mit dieser Immobilie noch Geld zu verdienen: "Die Zeit dafür ist verstrichen." Jetzt gehe es darum, dass das Gelände in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, vielleicht finde sich dann eher ein Investor.
Gerd Deyhle, Chef der Sparte Verkauf bei dem am 1. Januar 2005 zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben umbenannten Bundesvermögensamt, sprach sich - wenig überraschend - für eine neue Ausschreibung aus. Zwar hätten die letzten ernsthaften Gespräche mit einem potentiellen Investor schon 2004 stattgefunden, doch es bestünde durchaus Interesse an dem am Westhang gelegenen Grundstück. Im April könnte das Exposé für die Ausschreibung vorliegen.
Thomas Stübke (Grüne) stellte anschließend für die Mehrheit der Gruppe "Mitte" den Antrag, dort ein Zentrum für dezentrale Energieversorgung aufzubauen, gemeinsam mit den örtlichen Versorgern und der Weserbergland AG. Zur Abstimmung kam der Antrag nicht, aber Stübke will am Ball bleiben, Kontakte aufbauen und verdichten.
Mevert nahm anschließend einen neuen Anlauf, um die beiden Ausschüsse auf die SPD-Abriss-Linie zu bringen. Die noch stehenden Gebäude seien ganz schlicht gebaut worden, weder Heizung noch Elektrik, Wärmedämmung oder Sanitärbereiche würden noch in die Zeit passen. Ein Abbruch und Neubau der Gebäude wäre deutlich günstiger, "wir haben das doch mehrfach durchgerechnet."
Im Grunde, so Mevert, könne er die Haltung der Sparte Verkauf der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sogar verstehen: "Sie wollen kein Geld in die Hand nehmen, ehe Sie das Gelände verkauft haben." Unerwartete Schützenhilfe fand Mevert bei Beate Krantz (CDU): "Die sitzen über uns und machen doch, was sie wollen."
Ein Eindruck, denn Deyhle so nicht im Sitzungsraum stehen lassen wollte. Es gehe um ein gedeihliches Miteinander, aber mancher Investor sei eben findig und wisse zuweilen durchaus etwas mit Gebäuden anzufangen, die ein Laie für völlig wertlos halte. Also: Bitte nicht abreißen wollen. Jetzt werde neu ausgeschrieben, in der Presse und im Internet, und auch die Stadt solle in Frage kommende Investoren ansprechen und Möglichkeiten aufzeigen. Die Suche nach Investoren sei nicht einfach, gestand Deyhle ("Investoren sind ein scheues Reh"), doch Stadt und Verwaltung dürften sich darauf verlassen, dass die Bundesanstalt hier keine überzogenen Forderungen stellen würde. Das Geld durch einen Verkauf sei bei den "Harden Barracks" sekundär, primär gehe es um eine vernünftige Nutzung.Oder wie es Mevert ausdrückte: um eine geordnete bauliche Stadtentwicklung.
Nach knapp 90 Minuten wurde der Kompromiss angenommen: eine erneute Ausschreibung, dann wird man weitersehen. Das letzte Wort hatte wieder Mevert: Wenn sich herausstellen sollte, dass es für das Gelände keinen Bedarf gebe, dann werde zurückgebaut. Auf deutsch: Dann kommt da wieder Wald hin.