Landkreis (gus).
Ende des vergangenen Jahres haben Medienberichte zu ganz unterschiedlichen Reaktionen in der Biobranche geführt. Zum einen war von Umsatzsteigerungen von bis zu 30 Prozent die Rede, zum anderen ließ Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Horst Seehofer verlauten, dass Subventionen für Biobauern gestrichen würden. Die örtlichen Vertreter der Branche bleiben von den Entwicklungen nicht unberührt und sehen nicht nur positiv in die Zukunft.
Das Weihnachtsgeschäft hat alle Erwartungen Sabine Erdmengers bei weitem übertroffen. Seit sie im Nenndorfer Naturwarenladen "Gänseblümchen" arbeite, sei nie solch ein Ansturm zu den Feiertagen zu beobachten gewesen. Nach zweieinhalb Jahren als Angestellte ihrer Vorgängerin Claudia Kapps hat Erdmenger das "Gänseblümchen" im Dezember als Geschäftsführerin übernommen. Als ein "schönes Begrüßungsgeschenk" bezeichnet sie den Umsatz in der Weihnachtszeit.
Gemüse sei besonders viel gekauft worden, außerdem Tee, Käse und auch Fleisch. Man bekomme den Eindruck, dass die Menschen an den Feiertagen zunehmend mit Bioware kochen, findet Erdmenger.
Das bestätigt Wilfried Troost, Inhaber des Lauenauer Bio-Marktes "immergrün". Auch dort ging das biologisch angebaute Gemüse im Dezember verstärkt über die Ladentheke. Außerdem nennt Troost Sekt und Wein sowie seine Kosmetik- und Postkartenecke als "Renner". Insgesamt sei das Geschäft zu den Feiertagen im Vergleich zu den beiden Vorjahren besser gewesen.
Von den 30 Prozent, die die Branche an Umsatzsteigerung im Jahr 2005 verzeichnet haben soll, können beide Bioläden aber nur träumen. "Das bleibt wohl in erster Linie bei den Supermärkten und den neuen Biosupermärkten hängen", meint Erdmenger. Auch die Zwischenhändler und überhaupt alle, die große Warenmengen vertreiben, seien die Nutznießer des "Bio-Booms".
Troost spricht von "etwa zehn Prozent" mehr Umsatz und ist damit zufrieden. Idealismus gehöre eben dazu, Reichtümer könne man mit Biomärkten im ländlichen Raum nicht anhäufen - darin sind sich Erdmenger und Troost einig. Ute Strakerjahn, Bio-Gemüsegärtnerin aus Stadthagen mit Stand auf dem Nenndorfer Wochenmarkt, betont, dass bei den Erzeugern ein Anziehen der gesamten Branche finanziell kaum spürbar ist. Das Teuerste beim Anbau von Bio-Gemüse sei die Handarbeit - dem werde von den Abnehmern aber selten Rechnung getragen. Der Aspekt "Bio" müsse, weil er die Erzeugung teuer mache, auch am Preis des Endprodukts spürbar sein. "Faire Preise" seien für die Branche deshalb wichtig.
Die künftig wegfallenden Subventionen spielten für Strakerjahns Betrieb keine bedeutende Rolle, weil dieser wegen seiner Größe ohnehin nur wenig staatlichen Zuschuss erhalten habe.
Härter trifft die politische Entwicklung da schon Thomas Ellersieck. Der Bio-Landwirt aus Heuerßen weist darauf hin, dass "auch konventionelle Betriebe" von der Subventionsstreichung betroffen sind. "Wir müssen das irgendwie kompensieren. An der Qualität der Erzeugnisse darf und wird sich aber nichts ändern", sichert Ellersieck auch für die Zukunft zu.
Ein-Euro-Kräfte sieht der Heuerßer nicht als Einsparmöglichkeit - schließlich sei dessen Hof ein Familienbetrieb. Anders als für Strakerjahn stelle der Arbeitslohn nicht den entscheidenden Kostenfaktor dar. "Innovationen müssen her", ist sich Ellersieck sicher. Auch die Biobranche steuere derzeit auf vermehrten Export zu. Das sei eigentlich nicht im Sinne des Erfinders, aber wohl unumgänglich.