Bückeburg (bus).
Mit einem donnernden Applaus haben am Freitagabend die von Adjutant Stefan Specht befragten Teilnehmer des Grünkohlessens des Bückeburger Bürgerbataillons den Wechsel vom Rathaussaal in die schmuck herausgeputzte Schlossremise für gut befunden. Den meisten Beifall heimste indes André Bonthuis ein. Der Bürgermeister der niederländischen Partnerstadt Nieuwerkerk erhielt stehende Ovationen, Zugabe-Rufe inklusive.
Dabei hatte der Holländer bemerkenswerte Konkurrenz. Aber weder Bataillonspoet Rolf Netzer, der als Stadtmajor auf eine spitzzüngige Jahresrückschau verzichtete und sich den Erscheinungs- und Wirkformen des Alkohols widmete, noch Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier, der der Männergesellschaft Honig zum Grünkohl servierte, vermochten Bonthuis' Grandeur zu erreichen.
Schöttelndreier wählte "in der Hauptstadt vom Schaumburger Land" ebenso wie Netzer die Reimform. Kostprobe: "Doch kaum entwickelt Ihr Ideen, sind sie schon überall zu sehen. Das, was in Bückeburg passiert, schon bald im Umland wird kopiert." Bonthuis wählte gebrochenes Deutsch.
Der mit einem Auftrittsbeifall empfangene Ehren-Offizier des Bataillons traf den Geschmack der Festversammlung unter anderem mit einer launigen Interpretation der Bürgermeisterwahl. Die Abwahl von Edeltraut Müller habe letztendlich - "Gott straft direkt" - die Emanzipation nicht aufhalten können und dazu geführt, dass, wenn schon Bückeburg nicht mehr, nun aber das gesamte Land von einer Frau regiert werde. Für seinen "neuen Kollegen" Reiner Brombach hatte Bonthuis einen ganzen Karton Zigarren im Gepäck. Und ein extra voluminöses Exemplar, mit dessen Entzündung der "Hauptamtliche" indes bis zum vermeintlichen Fußball-WM-Endspiel Niederlande-Deutschland warten solle. "Dann können Sie glauben, nicht vom Spiel der Holländer sondern von der Rauchware schwindelig zu sein."
Brombach hatte zuvor doppelzüngig und bestens aufgelegt seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, dass der Traditionsveranstaltung auch ohne Stadtdirektor und Bürgermeisterin ein weiteres Fortbestehen gewiss sei. Der Bürgermeister lobte ausdrücklich das würdige Ambiente der früheren Wagenremise. Und er zeigte sich von den Qualitäten des Kerkhoff-Schäfer-Teams überzeugt. Die Frage, ob angesichts der frostigen Außentemperaturen der Grünkohl gelutscht werden müsse, sei eindeutig zu verneinen.
Was um ein Haar auf die Kartoffeln hätte gemünzt sein können. Wiederholte Überlastungen des Stromnetzes verzögerten den Garprozess der Erdäpfel ein wenig. In dieser Situation spielte das Bataillon einen seiner Trümpfe aus: Das Blasorchester Bückeburger Jäger passte sich dem leicht veränderten Ablaufplan mühelos an, intonierte zusätzliche flotte Weisen.