Achum (bus).
Schnatgänge
in Achum sind, wiewohl anno 1890 per fürstlichem Dekret ("...
hat der jeweilige Ortsvorsteher in Gemeinschaft mit zu diesem Zwecke kommitierenden Mitgliedern dieörtlichen Gegebenheiten alljährlich mindestens einmal einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen
...") verfügt, in den zurückliegenden Jahrzehnten selten eine bierernste Angelegenheit gewesen. Den Achumer Ortsbegehungen wohnt eher ein kommunikativ-jovialer Charakter inne. Dass das auch anno 2006 Bestand haben würde, klang bereits in den Begrüßungsworten von Ortsvorsteher Gerhard Schöttelndreier und Bürgermeister Reiner Brombach an.
Schöttelndreier stellte gleich zu Beginn Achums und Bückeburgs Rolle als bundespolitische Wegweiser heraus. "Wir haben im vergangenen Jahr für den entscheidenden politischen Ausgleich in Deutschland gesorgt - die Bundesrepublik hat jetzt eine Frau als Kanzlerin, dafür hat Bückeburg keine Bürgermeisterin mehr", erläuterte der Ortsvorsteher die historischen Ereignisse. Seine Anregung, Wünschenswertes und Notwendiges zu unterscheiden und statt in einen weiteren Kreisverkehr in die Straßenunterhaltung zu investieren, konterte Brombach schmunzelnd mit dem Hinweis, dass "Schlaglöcher auch eine Art der Verkehrsberuhigung" seien. Überdies hätte der Winter nicht nur den Achumer Straßen zugesetzt. "In der Stadt sind Verbindungen zu finden, die normalerweise unter Denkmalschutz gestellt werden müssten."
Brombach sicherte dem Gastgeber die weitere Selbstständigkeit der Ortschaft zu, eine von Schöttelndreier befürchtete Ausbürgerung sei nicht geplant. Darüber hinaus teilte der Bürgermeister den Schnatgängern mit, dass der 1994 von Fürst Philipp-Ernst ("Hiermit ist Genehmigung erteilt!") erneuerte offizielle Anstrich der Ortsbegehung aktuell auch von Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe hervorgehoben worden sei.
Dessen ungeachtet verzichtete die "Commission" in diesem Jahr auf dieüblichen Inspektionen. Schöttelndreier: "Wir müssen heute auf festen Straßen bleiben, da nach dem Wetter der letzten Tage, dem Regen und der Frostperiode der Boden grundlos geworden ist." Ein Marsch durch Feld und Flur sei ohne Verluste an Schnatgängern und ohne Flurschäden derzeit leider nicht möglich.
Daher konzentrierte sich der etwa fünf Kilometer lange Rundgang im Wesentlichen auf einen Besuch der Flugplatzfeuerwehr der Heeresflieger. "Diese Wehr ist die größte ihrer Art in Deutschland", erläuterte Schöttelndreier. Und: "Hier ist vor kurzer Zeit das größte und leistungsfähigste Feuerlöschfahrzeug der Bundeswehr in Betrieb genommen worden." Die ausführliche Vorstellung des 1000-PS-Kolosses (vier Achsen, knapp 22 000 Kubik, 13 000 Liter Löschwasser, etwa 1,2 Millionen Euro Anschaffungskosten) war ohne Zweifel der Höhepunkt der Nachmittags. Im Anschluss an einen Abstecher ins Sportheim des FC Hevesen führte dieRoute zurück ins örtliche Mehrzweckhaus, wo schon die Schweinshaxen warteten.