Hilda ist ein tolles Kind: Sie durchstreift die wilde Landschaft rund um ihr Haus, macht sich dreckig, sucht und findet Abenteuer. Allerdings gibt sie sich nicht mit einem Sprung in Matschpfützen zufrieden: In den Wäldern, Bächen und Bergen nahe der Stadt Trollberg trifft Hilda auf romantische Riesen, furchteinflößende Trolle, bürokratische Wichtel und manche andere seltsame Wesen. Hildas fantastische Abenteuer veröffentlicht seit acht Jahren der Brite Luke Pearson als Comics. Manchmal melancholisch, jedoch stets packend, oft lustig. Nun gibt es „Hilda“ auch als Cartoonserie auf Netflix.
Auch in bewegten Bildern liefert „Hilda“ beste Familienunterhaltung. Dort, wo andere Zeichentrickserien, überdrehen, kreischen, glatt bügeln und verkitschen, setzt „Hilda“ auf die kindliche Genialität und mutige Lässigkeit ihrer Heldin, auf fantastische und doch wieder sehr menschliche Randfiguren und jede Menge skurrile Einfälle. Alles eingebettet in schlicht schöne Zeichnungen einer verwunschenen Landschaft und einen geschmackvollen Soundtrack. Toleranz ist die Botschaft der munteren Abenteuer mit einem leisen Hauch von „Twin Peaks“-Aroma. Da bleiben auch Eltern gern mit vor dem Fernseher sitzen.
Etwa, um zu sehen, wie wieder einmal das Holzmännchen – ein wandelndes Stück Totholz und zugleich dauergenervter Intellektueller – als ungebetener Gast bei Hilda hereinschneit. Einfach so, weil er einen Platz sucht, um in Ruhe lesen zu können. Oder, wie der Wichtel-Premierminister ausführt, dass es nun mal sein Wahlkampfersprechen gewesen sei, die großfüßigen Menschen endlich aus seinem Reich zu vertreiben. Da kann das blauhaarige Mädchen nun in Wirklichkeit auch noch so nett sein.
Hildas alleinerziehende Mutter macht indes, was gute Eltern so tun: Sie gönnt Abenteuer und möchte doch beschützen. Oder zumindest wissen, was das Töchterchen gerade so treibt. So hat Hilda Freiheiten genug, um auf Berggipfeln nach dem winzigen Wichtel-Königspalast zu suchen oder sich im Ohr eines Riesen durch die Nacht tragen zu lassen. Bald steht dennoch der Umzug in die Stadt an, doch Wunderwesen finden sich auch dort …
Hilda – wenn nun auch etwas stupsnasiger als bei ihren ersten Auftritten auf Papier – übersteht den Sprung vom Comic ins Fernsehen, ohne an Charme zu verlieren. Eine zweite Serienstaffel sei bereits in Auftrag, heißt es.
Info: Luke Pearsons „Hilda“ ist auf Netflix zu sehen. Die Comics sind in Deutschland bei Reprodukt erschienen. Zuletzt: „Hilda und der Steinwald“, 80 Seiten, 20 Euro.