Obernkirchen (rnk).
Nachüber vier Jahren als Mitglied der Obernkirchener Ratsmehrheit der "Mitte" gönnte sich Thomas Stübke auf dem Neujahrsempfang der Schaumburger Grünen/Bündnis '90 einen Rückblick auf die gesamte Legislaturperiode. Sein Fazit fiel durchwachsen aus: Zwar habe die damals als "bunter Haufen ohne Stabilität" verspottete Mehrheit gehalten, weil konstruktiv mit Rücksicht auf den Partner gearbeitet worden sei, aber ob das Modell auch über das Jahr 2006 hinaus Bestand haben werde, das werde erst im Frühjahr entschieden, erklärte der Bündnisgrüne.
Der Einstieg in die Regierungsverantwortung für die Stadt Obernkirchen sei ihm als einzigen Vertreter der Grünen damals leicht gefallen: "Man brauchte uns." Dementsprechend weit kamen Einzelbewerber, Wählergemeinschaft und CDU damals Stübke und den grünen Forderungen entgegen.
Insgesamt habe man sich 37 Punkte auf das Programm geschrieben. Bei 19 Punkten könne er ein positives Fazit ziehen, bei acht Punkten sei man hinter den Stand von 2001 zurück gefallen, der Rest sei unverändert - auch, weil nicht alle Punkte angegangen worden seien, erklärte Stübke. Positiv habe sich die Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden entwickelt, der Baubetriebshof seineu strukturiert worden, bei der Ausweisung von Gewerbeflächen für die Firma Bornemann habe es Probleme mit dem Naturschutz gegeben, aber dieser Knoten sei durchschlagen worden, die Altstadtsanierung beendet worden.
Negativ schlage zu Buche, dass die Weiterentwicklung des Schulangebotes durch die Kooperative Gesamtschule gescheitert sei. Dieses neue Angebot hätte auch den Wohnungsmarkt gut getan. "Doch wir haben verloren - das ist einfach so", meinte Stübke: "Und bis zur nächsten Landtagswahl wird sich auch nichts ändern." Jetzt gehe es darum, das Ganztagsangebot an der Grundschule auszubauen.
Bei der kommunalen Wirtschaftsförderung sprach sich Stübke dafür aus, Bornemann und Heye zu unterstützen, ohne andere, also die kleinen und mittelständischen Unternehmen, aus den Augen zu verlieren. Der Einfluss auf Heye sei indes minimal: "Wir drücken die Daumen, dass der Glasmarkt hält."
Einen Vorschlag, wie die Innenstadt wieder attraktiver gestaltet werden könnte, hatte Stübke auch: Es müsse eine Gesellschaft gegründet werden, die die maroden Häuser aufkaufe und sie saniere, um sie dann zur Verfügung zu stellen. Natürlich werde bei diesem Modell zunächst mit Verlust gearbeitet, "aber wir müssen doch aktiv werden." Auch den sozialen Zusammenhalt in Obernkirchen dürfe man nicht aus den Augen verlieren. Der grüne Politik warnte vor einer "Ghettoisierung" der Innenstadt und des Kollbergringes.
Einen ganz hohen Stellenwert räumte Stübke der künftigen kommunalen Steuerung ein: Über Kernkennzahlen - also wie viele Kinder in welchen Alter welchen Schulabschluss erlangen oder wie viele Kinder im Kindergarten in welchem Alter Sprachförderung benötigen -, stärkere regional Kooperation und Transparenz bei den Gebühren müsse die Stadt künftig gesteuert werden. Stübke ließ durchblicken, dass er sich durch den nächsten Stadtdirektor hier eine deutliche Verbesserung bei der Umsetzung der Ziele wünscht.
Wer erwartet hatte, Stübke werde den Neujahrsempfang im urgemütlichen Cafe "Am Sonnengarten" nutzen, um seine erwartete Kandidatur als hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Obernkirchen bekannt geben, der wurde enttäuscht: Dafür sei es noch zu früh, so Stübke. Erst am letzten Donnerstag hätten sich die Mitglieder der "Mitte" zusammengesetzt, um über Kandidaten und die Vorgehensweise zu diskutieren. Namen seien noch nicht gehandelt worden - was auch Beate Krantz als Sprecherin der Mitte vor dem Neujahrsempfang gegenüber unserer Zeitung bestätigt hatte -, aber in den nächsten vier Wochen würden die Entscheidungen in der "Mitte" gefällt werden.
Mit einemüberraschenden Aufruf endete der Empfang. Stübke möchte von den Bürgern wissen, welches Kompetenzprofil sie von einem potentiellen Bürgermeisterkandidaten erwarten: Was soll er können, was soll er mitbringen, wie soll er sein? Und welche Ziele soll er in den nächsten Jahren umsetzen? Antworten nimmt der Obernkirchener Ratsherr postalisch unter seiner Adresse im Gelldorfer Weg oder per E-Mail unter thomas.stuebke@teleos-web.de entgegen.
Zum Schluss soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Neujahrsempfang stilvoll musikalisch umrahmt wurde. Sängerin Beate Josten und Wojtek Zaluk am Schifferklavier erwiesen sich als gute Wahl: Das Duo begeisterte.