Rodenberg (nah).
Ein wenig hadert Robert Redinger mit den "Roten". "Heute ist doch wieder Bundesliga", klagt erüber den Start von Hannover 96: "Die eine Hälfte sitzt im Stadion, die andere vor dem Fernseher." Doch so ganz kann die Rechnung nicht stimmen: Einige Rodenberger sitzen auch auf dem Amtsplatz: Das Kinkeldey-Fest hat begonnen.
Redinger und Andreas Krayl haben für Rodenbergs "Runden Tisch" zum sechsten Mal alle Vorbereitungen getroffen, damit ein fröhliches Fest in der "guten Stube" der Deisterstadt steigen kann. "Wir beschränken uns ganz bewusst auf das Rondell vor dem Rathaus", betont Redinger, "die Kulisse ist doch prima". Schließlich beherrscht dort der aus Bronze gegossene Namensgeber die Szenerie. Zwar "rührt" die historisch überlieferte Braumeisterfigur am großen Gärbottich nur im Wasser und nicht in frischem Bier. Aber schon ein paar Schritte weiter wird der dunkelbraune Gerstensaft ausgeschenkt, "ganz nach Kinkeldey-Art", wie Redinger ausdrücklich bemerkt.
Das lassen sich zu dieser Stunde aber nur wenige Besucher schmecken. Die meisten haben sich unter die Pavillons des DRK-Ortsvereins zurückgezogen, um dort vom leckeren Kuchen zu kosten, den hilfreiche Helferinnen gebacken haben.
Unterdessen ziehen die Kinder an den Händen von Mama oder Papa. Das Jugendrotkreuz hat Spielstationen aufgebaut. Besonderes Interesse findet die kleine Armbrust, die einen Plastikpfeil mit Saugnapf auf das Foto eines Fünf-Euro-Scheins platzieren könnte. So viel Geld gibt es zwar nicht für drei Volltreffer; aber der siebenjährige Julian schafft es nach entsprechenden väterlichen Regieanweisungen immerhin einmal, das gefahrlose Geschoss im Ziel zu platzieren. Dafür darf er sich einen kleinen Preis aussuchen.
Auf der anderen Seite des Amtsplatzes stößt eine Nostalgie-Schiffsschaukel ebenfalls auf Interesse. Für die ganz kleinen Besucher dreht sich ein Karussell. Nur die dritte Zutat alten Jahrmarktflairs, ein "Hau den Lukas", führt zunächt ein noch etwas stilles Dasein.
Dasändert sich gegen Abend, als sich die Rodenberger Stadtmitte endlich langsam füllt. Zwar wird noch kurz eine Weile über die Resultate des Bundesliga-Auftakts diskutiert; doch dann überwiegt die lokale Festfreude. Längst ist der große Kuchentresen leergeräumt. Der "Heizer" heizt den Tanzwütigen mit Disko-Klängen ein. Der Sommerabend gibt dem gemütlichen Fest den richtigen Rahmen. Und auch das Bier fließt in Strömen in heller oder dunkler Farbe ins Glas. Das hätte dem alten Braumeister bestimmt am meisten imponiert.