Cammer (sig).
Zu
einem Lustspiel oder Schwank gehören Irrungen und Verwirrungen dazu wie die Vanillesoße zum Bratapfel. Und je mehr es davon gibt, desto größer ist das Vergnügen an diesem Angebot. Die "Plattdeutsche Bühne Ilvese" empfiehlt den Lesern ihres Faltblattes für die laufende Saison: "Mach' dir ein paar schöne Stunden, lach mal wieder." Sie trägt mit der Aufführung des Lustspiels "Riep för Rimini" dazu bei, diesem Vorsatz die Tat folgen zu lassen.
"Reif für Rimini" sind wir sicherlich alle, vielleicht sogar mehr als einmal im Jahr. Aber dann möchten wir sicherlich nicht ganz so viele Aufregungen erleben wie die Italien-Urlauber in diesem Bühnenstück. Einiges davon erinnerte an das Geschehen im "Weißen Rössl am Wolfgangsee". Auch dort gab es zwei unverträgliche Kontrahenten, deren Kinder letztlich für ein versöhnliches Ende sorgten.
In der Aufführung der Ilveser Laienspielschar erlebten die Zuschauer ähnliche Hahnenkämpfe zwischen zwei am Rande der Pleite existierenden Unternehmern, die aus dem gleichen Ort stammten. Der eine versuchte, sich mit einem Möbelhaus über Wasser zu halten, der andere mit einem Wohnstudio.
Das Schicksal - in diesem Fall der Autor - wollte es so, dass beide Familien im selben Zwei-Sterne-Hotel in Rimini landeten. Es hieß "Paradiso", ohne allerdings paradiesische Wohnkultur zu bieten. Hinter dem Rücken der beiden Streithähne spielten sich Beziehungskisten ab, bei denen es auch nicht immer nur eitel Sonnenschein gab. Ihre Ehefrauen ließen sich von einem Zimmerkellner den Hof machen, der den Unwiderstehlichen spielte und die weiblichen Hotelgäste gern auf andere Gedanken bringen wollte.
Das alles musste sich ja im Verborgenen ereignen, was in ein- und demselben Hotel nicht so ganz unproblematisch war. Um die Pikanterie zu erhöhen, entwickelte sich auch eine heftige Liaison zwischen den Vertretern der nächsten Generation hier Tochter, dort Sohn. Sie ließen sich vom Konkurrenzdenken der Väter nicht anstecken und hielten trotz mancher stürmischen Auseinandersetzung aneinander fest.
Das alles reichte dem Autor offensichtlich noch nicht als Zutaten für eine amüsante zweistündige Unterhaltung. Während der fünf Akte stellte sich heraus, dass die eine Ehefrau vorher die Geliebte des anderen Konkurrenten war. Während der liebeshungrige Kellner darüber klagte, dass alles, was ihm bislang in die Arme gefallen war, das Auffangen nicht lohnte, behaupteten die beiden Bewerberinnen um seine Gunst: "Die beste Medizin gegen das Öllerwerden sind die lüttjen Sünden."
Möglicherweise hatten alle drei Recht. Das spielte jedoch am Ende keine Rolle mehr, denn nach viel Blitz und Donnerhall in der Schlussszene und einem vorausgehenden "schmerzhaften" Gelage der beiden Ehemänner gab es nicht nur die Versöhnung, sondern auch eine Fusion der beiden Unternehmen. Und das junge Pärchen warf zu guter Letzt auch noch gemeinsam den Rettungsanker.
So fügte sich alles zum allseits glücklichen Ausgang. Die Zuschauer im gut gefüllten Dorfgemeinschaftshaus hatten Grund zu vielen Lachsalven, denn neben manchem an der Oberfläche bleibenden Witz gab es auch häufig Beispiele eines hintergründigen Humors. Regisseur Harald Friedrichs hat dafür gesorgt, dass sie wirkungsvoll platziert wurden. Das siebenköpfige Laienspielerteam erhielt zu Recht am Ende anhaltenden Beifall. Das Motto "Lach mal wieder" war dank ihres Engagements nicht Schall und Rauch. Der Heimat- und Trachtenverein Cammer als Veranstalter hat mit diesem Theaterabend einen gutenGriff getan.