Bückeburg (ly).
Blinde Zerstörungswut: In nur einer Nacht haben zwei Jugendliche mehr als 40 Autos beschädigt. Vom Höppenfeld bis hinauf in die ehemalige britische Siedlung zog sich danach, am Morgen des 25. Juli vergangenen Jahres, eine Spur der Verwüstung. Der Sachschaden liegt bei etwa 50 000 Euro.
"Dies ist einer der größten Fälle von Vandalismus, die ich bisher verhandelt habe", so der Bückeburger Jugendrichter Dr. Dirk von Behren, der die 14 und 18 Jahre alten Täter jetzt wegen Sachbeschädigung in jeweils 31 Fällen verurteilt hat. Wie die zuständige Pressestelle des Landgerichts über den Ausgang der nichtöffentlichen Sitzung auf Anfrage weiter berichtet, muss der jüngere Angeklagte 60 Stunden gemeinnützig arbeiten, der ältere 100. Angesicht des hohen Schadens erscheint diese Strafe auf den ersten Blick recht milde, doch beim Jugendrecht steht der Erziehungsgedanke im Vordergrund.
"Für diese Taten habe ich nicht das geringste Verständnis", schrieb von Behren den beiden Vandalen ins Stammbuch und fügte hinzu: "Den Schaden werden sie irgendwann bezahlen müssen." Einige Versicherungen von Geschädigten sind bereits an die Eltern der beiden herangetreten. Das Motiv der Täter war offenbar Frust darüber, dass einer von ihnen am nächsten Tag ins Heim sollte.
Dort meldete sich der 14-Jährige jedoch nicht, worauf die Polizei auf die Suche ging. Dass der Bursche dann obendrein wegen der Sachbeschädigung rasch ermittelt werden konnte, hängt mit kriminalistischem Spürsinn zusammen. Zum Verbleib des Schülers wurde auch dessen Komplize vernommen. Quasi auf Verdacht sprach ein Beamter die Sache mit den Autos an - der 18-Jährige packte aus.
Vor der Tat wollen die Vandalen gemeinsam anderthalb Flaschen Wodka und Bier getrunken haben. Unzurechnungsfähigkeit mochte Richter von Behren daraus indes nicht ableiten. Ein Grund dafür: Die Täter konnten noch relativ weite Strecken zurücklegen.
Allein vor einem Bückeburger Autohaus hatten die beiden Jugendlichen in jener Nacht an elf Fahrzeugen, Neu- und Gebrauchtwagen, mit einem Messer den Lack zerkratzt. An weiteren sechs Autos, allesamt im Besitz von Engländern, blieben ebenfalls Kratzspuren zurück, in einem Fall überdies ein aufgeschlitztes Verdeck. Insgesamt sieben Besitzer mussten sich am nächsten Tag über zerstochene Reifen ärgern. Und auch der Wagen vom Lebensgefährten der Mutter des 18-Jährigen hatte dran glauben müssen. Unterm Strich standen am Ende 41 beschädigte Fahrzeuge.