Rinteln (ur).
Das Thema Eisgang auf der Weser rief ein unerwartet lebhaftes Echo gerade bei unserenälteren Leserinnen und Lesern hervor: Das schlug sich zum einen in diversen Anrufen am Lesertelefon nieder, aber auch in mehreren spontanen Redaktionsbesuchen.
Dennoch ließ sich nicht in jedem Fall mit letzter Klarheit klären, in welchen Jahren der Fluss tatsächlich eine geschlossene Eisdecke aufwies und wann lediglich Staus durch übereinander geschobene Eisschollen entstanden waren. Mitunter gab es zwar Jahresangaben in den mitgebrachten Fotoalben - gelegentlich aber musste auch kombinierende Logik bemüht werden, etwa in dieser Form: "Meine Tochter wurde im Januar 1961 geboren und wir haben sie in der Sportkarre über die Eisdecke geschoben - das muss also im Winter 1962 gewesen sein!" Ursel Heinze aus Rinteln wohnte damals noch in Hessisch Oldendorf, als ihr eindrucksvolles Foto von den fast schon sibirisch weiten Eisflächen nahe der Oldendorfer Weserbrücke entstand.
Arktische Verhältnisse herrschten nach der Erinnerung von Heinrich Gelis auch 1958, als vor der damals noch in Betrieb befindlichen Schiffswerft Daniel Bergsiek Frachtschiffe komplett vom Eis umschlossen waren. Schweren Eisgang dokumentiert auch ein Foto aus dem Jahre 1929 aus dem Familienalbum von Marieluise Droste, auf dem ihre Mutter Luise Fricke dicht vermummt gegen die klirrende Kälte am Rande der zugefrorenen Weser festgehalten ist.
Aus dem schweren Kriegsjahr 1939/40 stammt der Schnappschuss mit den ineinander verkeilten Eisschollen aus dem Fotoalbum von Ursula Erkel und eine besonders bewegende Geschichte verbindet sich für Elfriede Köhler aus Engern mit einer winterlichen Bilderserie aus dem selben Winter: "Die Fotos hatte mein Bruder Helmut Mohme in meiner Begleitung geknipst - mit einer Kamera, die heute in meinem Besitz ist und die er sich von seinem ersten selbstverdienten Geld bei der Hütte gekauft hatte."Der Fotoapparat und auch die Abzüge stammen übrigens aus dem Fotogeschäft Depping am Seetor. Frau Köhler erinnert sich noch gut an diese noch halbwegs unbeschwerten Wintertage - denn schon wenig später ging es für ihren Bruder bereits an die Ostfront, wo er dann mit 18 Jahren fiel.