Wiedenbrügge. Wovon er als Athlet einst nicht zu träumen gewagt hat, ist für ihn jetzt als Betreuer Wirklichkeit geworden: Patrick Pfingsten aus Wiedenbrügge ist für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro nominiert. 80 Sportler, die sich noch werden qualifizieren müssen, wird der Deutsche Leichtathletikverband nach Brasilien schicken. Mit dabei ist ein Team von vier Physiotherapeuten. Patrick Pfingsten ist dabei für den Mehrkampf, den Frauen-Siebenkampf und den Männer-Zehnkampf verantwortlich.
Zusammen mit einem Netzwerk von Berufskollegen betreut der 38-Jährige die Leistungssportler rund ums Jahr. Auf 80 Arbeitstage rechnet er den Aufwand hoch, den er bei Trainingslagern, Veranstaltungen und Wettkämpfen abzuleisten hat. „An diesen Tagen fehle ich dann hier“, sagt er – und meint mit „hier“ das Physiohaus Pfingsten, das er zusammen mit seiner Frau seit neun Jahren in Wunstorf betreibt. Seine Abwesenheit fordere dem Team mit sechs weiteren Physiotherapeuten alles ab.
Pfingsten selbst stammt aus einer in Sachen Leichtathletik vorbelasteten Familie aus Kolenfeld. Sein Bruder Gunnar startete als Kugelstoßer bei den Weltmeisterschaften. Ein Antritt als Mehrkämpfer bei einer WM wäre auch das Ziel von Patrick Pfingsten gewesen. Immerhin reichte es mit der Mannschaft zu einem Podestplatz bei den Deutschen Meisterschaften.
Seine eigene sportliche Vita mit vielen Verletzungen brachte ihn auf seinen Berufswunsch: „Die Physios haben immer wieder dabei geholfen, mich fit zu machen.“ Das wollte Pfingsten auch und schloss 1999 seine Ausbildung zum Physiotherapeuten ab.
Seit 2003 ist er im Dunstkreis der deutschen Leichtathleten dabei, wuchs im steten Kontakt mit den Athleten über den deutschen Jugendkader und Einsätze bei Länderkämpfen in die Aufgabe hinein. Die Weltmeisterschaften 2013 in Moskau war sein erstes Großereignis, es folgten die Europameisterschaften 2014 in Zürich, die Halleneuropameisterschaften und die Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Peking. Die Mehrkämpfer kehrten immer mit Medaillen zurück. Auch in Rio, glaubt Pfingsten, sind zumindest Bronze oder Silber drin.
Nach acht Jahren Hannover zog es Familie Pfingsten aufs Land. Seit sieben Jahren machen sie dort ein altes Bauernhaus fit. „Das Gesamtpaket Wiedenbrügge hat uns sofort gefallen“, meint Pfingsten. „Das Haus sowieso.“
Muße für den ländlichen Wohnsitz und Zeit für die Familie wird es für den Olympia-Physiotherapeuten in den nächsten Wochen und Monaten wohl wenig geben. Gerade ist er mit den Leichtathleten zur Olympia-Vorbereitung ins Trainingslager nach Belek geflogen. Und in wenigen Wochen steht für ihn auch noch eine Prüfung zum Sportphysiotherapeuten des Deutschen Olympischen Sportbundes in München an.