Bückeburg (bus).
Wer
nicht hören will, muss fühlen, lautet eine nahezu unerschütterliche Erkenntnis des Volksmundes. Dass er dabei nicht nur meint, Horchunlust durch vermehrten Einsatz des Tastsinns ersetzen zu müssen, verdeutlicht der zumeist mit dem Zitat einhergehende drohende Unterton. Was aber widerfährt Menschen, die nicht hören können? "Die sind nicht selten Opfer regelrechter Stigmatisierungen", schildert Dr. Stephan Riechmann eine der denkbaren Folgen. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt hat mit seiner Schilderung besonders junge Menschen im Visier. Um angeborene Hörschwäche oder Taubheit möglichst früh zu erkennen, empfiehlt der Experte eine Überprüfung bereits im Säuglingsalter.
"Wer nicht hören kann, kann auch nicht richtig sprechen lernen", ergänzt Dr. Eberhard Neumann-von Meding, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe im Krankenhaus Bethel Bückeburg. Somit sei auch die geistige und seelische Entwicklung eines Kindes behindert. Neumann-von Meding und Riechmann bilanzierten jetzt gemeinsam mit Siegfried Groth den Erfolg eines Testgerätes, dass dem Krankenhaus im März 2002 vom Lions-Club Schaumburg zur Verfügung gestellt worden war (Riechmann ist aktueller Präsident des Clubs). Der HNO-Arzt berichtete von zwei Fällen, in denen Störungen festgestellt und behoben werden konnten. "Das lohnt allemal", unterstrich Neumann-von Meding.
Das handliche Gerät kommt in der Neugeborenabteilung in den Schlafphasen der Babys zum Einsatz. Die Untersuchung dauert im Durchschnitt etwa drei Minuten. In dieser Zeit misst der Diagnose-Apparat ein Echo auf einen eingegebenen Ton, der vom Innenohr reflektiert wird. Das Echo ist Ausdruck eines aktiven Vorgangs im Innenohr, der beweist, dass das Ohr normal hört.
Grundlage der Hörtest-Methode ist die Erkenntnis eines englischen Wissenschaftlers, der um 1980 die Entdeckung machte, dass unsere Ohren nicht nur Schallwellen aufnehmen und verarbeiten, sondern auch wieder etwas akustisch Verwertbares aussenden. Wenn ein Testton in ein gesundes Ohr eingegeben wird, beginnen in der Hörschnecke angesiedelte Sinneszellen sich zu kontrahieren, Energie zu produzieren und den Ton zu reflektieren. Dieser Ton kann mit einem sehr empfindlichen Mikrofon aufgenommen und gemessen werden.