HAMELN. Von den 50er bis späten 90er Jahren stand der Radrennsport in der Rattenfängerstadt ganz hoch im Kurs, sorgten die Radrennfahrer des RV „Weser Zugvogel“ durch zahlreiche Erfolge auf den Straßen Deutschland sowie Europas – Ludwig und Andreas Troche bei der Tour de France – für viel Aufsehen.
Und auch die Rundstreckenrennen (Kaiserstraße, Kastanienwall und Innenstadt) zogen Tausende von Zuschauern an, die Jahr für Jahr (bis 1997) die heimischen Pedalmatadore feierten. Doch seit der Jahrtausendwende ging es mit dem Radsport bei den „Zugvögeln“ (sie starten seitdem unter dem Vereinsnamen RRV Hameln) immer mehr bergab, sodass es heute nur noch vier Seniorenfahrer gibt, die die Fahne des Vereins – national und international – hochhalten.
Klar, dass dieser Umstand dazu geführt hat, dass der 1950 gegründete Traditionsverein mittlerweile auf rund 60 Mitglieder geschrumpft ist. „Gerade im Jugendbereich sieht es ganz mau aus“, musste Vorsitzender David Azizi bei der Hauptversammlung im „Schultheiß“ einräumen. Das lag nicht nur daran, dass Jugendwart Matthias Meinberg sein Amt zur Verfügung stellte, sondern zahlreiche talentierte Nachwuchsfahrer ins Triathletenlager (ESV Hameln) abwanderten und damit die Gründung einer eigenen Sparte im Verein zu spät kam.
Sportliches Aushängeschild des Vereins war 2017 zweifelsohne Ralf Kropp. Der Allrounder, der sich nicht nur auf allen Rädern und Strecken wohlfühlt, absolvierte 32 Starts. Bei sechs Straßen-, 20 Cross- und Querfeldein- sowie sechs Marathonfahrten (200 Kilometer) fuhr er Siege und zahlreiche Platzierungen in der Masterklasse (Oldies) heraus, wobei er im bundesweiten BDR-Ranking mit 42 Punkten den 221. Platz belegt. Noch höher eingestuft (145.) war Sportwart Andreas Reckemeier (54), der ebenfalls europaweit bei Duathlon- und Triathlonwettbewerben startete und 15 Platzierungen, darunter vier Siege, schaffte. Vorsitzender David Azizi (57) ging 14-mal an den Start, holte Sprint-Bronze beim Radweltpokal und verfehlte nur knapp Treppchenplätze bei der Deutschen Meisterschaft auf der Langstrecke. Vierter im Bunde war Thomas Engelbrecht. Der Fitnesslehrer war sechsmal bei Straßenrennen in Niedersachsen und auf Bundesebene im Einsatz, feierte erste, vierte und siebte Plätze.
Konnte der Verein 2017 die RTF-Fahrt durchs Weserbergland (über 100 Fahrer) ausrichten, so wird diese 2018 ausfallen. Für den 2. Vorsitzenden Carsten Rosenow bedauerlich, aber der vom Radsportverband vorgeschlagene Termin passt „nicht in unser Konzept, da uns zu diesem Zeitpunkt einfach nicht genügend Helfer zur Verfügung stehen“. Im nächsten Jahr werde man das Konzept für diese Großveranstaltung erstmals von drei Gruppen erarbeiten lassen.
Weil erst im nächsten Jahr wieder Vorstandswahlen anstehen, konnte sich Vorsitzender David Azizi einer dankbaren Aufgabe unterziehen. Er überreichte Schriftführerin Claudia Hoppe einen bunten Frühlingsstrauß. Grund: Sie managt bereits seit fast 20 Jahren den Schriftverkehr zwischen Vorstand und Mitgliedern. cs