Rehren (maro).
Nachdem Wolfgang Schütte aus, wie es hieß, familiären und beruflichen Gründen bereits sein Amt als stellvertretender Gemeindebrandmeister zurückgegeben hatte, stellte er bei der Jahreshauptversammlung der Rehrener Ortswehr am Sonnabend nach 18 Jahren und neun Monaten auch seinen Posten als Ortsbrandmeister zur Verfügung.
Seine Kameraden, allen voran sein bisheriger Stellvertreter und jetziger Nachfolger Thomas König, hatten alles vorbereitet, um seine Verdienste zu würdigen, ihm den Abschied mit Geschenken zu versüßen - und sogar mehrheitlich beschlossen, dem Gemeindebrandmeister und Ortsbrandmeister seine Ernennung zum Ehrenortsbrandmeister zu empfehlen. Doch dann kam alles anders.
Kaum hatte Gemeindebrandmeister Karl-Heinz Nothold die angenehme Zusammenarbeit mit Schütte gelobt, kaum hatte Bürgermeisterin Ursula Sapia die Bedeutung der Rehrener Wehr unter Schüttes Leitung gewürdigt und der stellvertretende Kreisbrandmeister und Abschnittsleiter Süd Rainer Kuhlmann den Rehrener Blauröcken seine Anerkennung ausgesprochen, holte der sichtlich emotional aufgeladene Ortsbrandmeister zu einer ganz eigenen Jahresbilanz aus. Nach vielen schönen Jahren der Teamarbeit, bei denen "jeder für jeden durchs Feuer gegangen war", sei das letzte Jahr für ihn das schwerste gewesen, bei dem er durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen sei.
Vor allem in den letzten Wochen habe er viel durchgemacht, als hinter seinem Rücken Videokameras im Gerätehaus installiert worden seien. Er fühle sich durch sein Ortskommando hintergangen, das ihn nicht informiert habe. Schütte sparte nicht mit Vorwürfen an die Verwaltung, die angeblich die Videoüberwachung genehmigt haben soll. Ein Vorwurf, den Sapia entschieden zurückweist. Sie betonte, weder sie noch ihr Vertreter Thomas Priemer hätten sich in die internen Vorgänge im Kommando eingemischt.
Rückendeckung bekam Schütte von Frank Hildebrand, der seinen Austritt aus dem aktiven Dienst ankündigte, weil die bisherige Kameradschaft im letzten Jahr zunehmend dem Konkurrenzdenken, der Arroganz, Missgunst und Hinterhältigkeiten gewichen sei. Den Umgang mit dem scheidenden Ortsbrandmeister bezeichnete er als "absolute Frechheit". Das war der Punkt in der Diskussion, an dem sich gewisse Ratlosigkeit in der Versammlung ausbreitete, denn kaum jemand wusste etwas über die Videokamera-Aktion und viele fragten sich, wer wann und wo von Kameras überwacht worden sein könnte.
Klarheit brachte erst eine anschließende Pressekonferenz mit Kommandomitgliedern und der Bürgermeisterin. Die Kommandomitglieder machten deutlich, dass von mehreren Kameras nicht die Rede sein könnte. Es sei vielmehr kurzfristig eine Überwachungskamera in einem Raum vor einem Schrank aufgestellt worden. In diesem Schrank habe sich die Kameradschaftskasse befunden, aus der Geld verschwunden war.
Während Schütte zur Kur gewesen sei und deshalb nicht habe informiert werden können, hätte sich sein Stellvertreter gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Kommandos zu diesem Schritt entschlossen, um die Diebstähle ohne Anzeige bei der Polizei und Einschaltung der Staatsanwaltschaft intern aufzuklären.
Thomas König hatte sich, wie er sagte, "nach schlaflosen Nächten" zu diesem Schritt entschlossen, um dem ermittelten Mitglied der Wehr nicht mit einem Strafverfahren die Zukunft zu verbauen und dessen Familie nicht in der Öffentlichkeit bloßzustellen.
Die Hintergründe überzeugten nach dem offiziellen Teil der Versammlung auch die Mehrzahl der Rehrener Feuerwehrleute, die sich jetzt nach dem Austritt einiger weniger Kameraden auf einen harmonischen Neuanfang unter neuer Leitung vorbereiten.
Über den sonstigen Verlauf der Jahreshauptversammlung wird unsere Zeitung noch gesondert berichten.