Es bedarf wohl des ideologisch getrübten Blickes durch grüne Brillengläser, um im Strom aus Windkraftanlagen den Heilsbringer der künftigen Energieversorgung in unserem Land zu sehen. Und das gleich aus mehreren Gründen, von denen wegen der gebotenen Kürze hier nur drei erwähnt werden sollen: Für jedes von Windkraftanlagen produzierte Megawatt Strom müssen Ersatzkapazitäten in herkömmlichen Altanlagen vorgehalten werden - der Wind bläst eben nicht ständig; nur durch garantierte überhöhte Abnahmepreise für den Windstrom rechnen sich die Anlagen wirtschaftlich auch an windarmen Standorten; schließlich ist Windenergie nicht die viel beschworene Wende in der Energiepolitik, weil sie lediglich die heutigen oligopolen Strukturen in der Energiewirtschaft mit ihren labilen Netzen stützt, statt dezentrale Strategien zu befördern.
Nicht nur vor diesem Hintergrund ist es für Rat und Verwaltung der Stadt Rinteln allemal lohnend, gegen die zwei geplanten Windrad-Monstren im Wesertal mit allen juristischen und planungsrechtlichen Mitteln zu Felde zu ziehen. Auch rein kommunale Aspekte sprechen dagegen. Die 100 Meter hohen Anlagen (plus Rotorblätter) werden im Doppel landschaftsprägend und beherrschend. Mehr als doppelt so hoch wie der Nikolaikirchturm werden sie von weithin sichtbar sein und das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen, langfristig sogar das keimende und mit "Leader+"- und anderen Mitteln gepäppelte Pflänzchen Tourismus in seinem Wachstum hemmen. Der Standort bei Westendorf im eng besiedelten Wesertal wird wegen der erforderlichen Abstände von Windrädern zu Straßen und Gebäuden die Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt weiter einschränken. Schließlich und endlich - sieht man vom schützenswerten Roten Milan oder eventuellen Bodendenkmälern ab - würde eine Kapitulation des Rates vor dem Urteil hannoverscher Richter auch kommunaler Selbstaufgabe gleichen: Der Bund hat den Bau solcher Anlagen aus ideologischen Gründen privilegiert, Richter verhelfen diesem Anspruch, von dem Bauherren anderer Vorhaben nur träumen können, zum Durchbruch, auf der Strecke bleibt wie zum Beispiel bei der Zerstörung des Kameshügels und der Weserbergkette die kommunale an den Bedürfnissen der heimischenBevölkerung orientierte Planungshoheit - in welchem Land leben wir eigentlich?