Bad Nenndorf (fox).
Peer Kraatz heißt der neue Mann an der Spitze des Staatsbades Nenndorf. Er ist 37 Jahre alt und kommt aus Goslar. Vorübergehend wird der Manager gemeinsam mit dem jetzigen Geschäftsführer Klaus-Achim Schiller das Unternehmen lenken. Ende November dieses Jahres geht Schiller nach fast sechs Jahren in den Ruhestand.
Agil wirkt Kraatz und erfrischend. Etwa so muss er auch bei der Belegschaft des Staatsbades angekommen sein. "Das Interesse bei den Mitarbeitern hatüberwogen - nicht die Neugier", formulierte es Schiller. Interessant liest sich auch der Lebenslauf des baldigen Geschäftsführers. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Hannover arbeitete er als Manager bei einer Personalberatung in Hannover, wechselte wenig später als Organisator in ein allgemeines Krankenhaus nach Celle.
Wegweisend dürfte seine Position als Controller bei der LVA in Clausthal-Zellerfeld gewesen sein, wie er selbst sagte. Dort war Kraatz im zentralen Klinikmanagement tätig und betreute unter anderem die Reha-Klinik in Bad Eilsen. Nach internen Wechseln hatte er schließlich die Position des Verwaltungsdirektors inne, war somit Teil der Klinikleitung und führte das Rehazentrum Oberharz mit zwei Kliniken - im Alter von 30 Jahren.
"Wunsch und Wirklichkeit" würden sich mit seiner künftigen Position in Bad Nenndorf perfekt vereinen, sagte Kraatz gestern. Damit spricht der neue Staatsbad-Geschäftsführer einerseits seine privaten Kontakte an, die er seit dem Studium in diese Region pflegt. Andererseits seine Erfahrungen im Umbau von Kliniken. "Es beginnen in diesem Jahr Neu- und Umbauarbeiten in zweistelliger Millionenhöhe, da kann und will ich meine Erfahrungen gut einbringen", sagte Kraatz. Das Land Niedersachsen hatte Anfang Juli 12,7 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen im Staatsbad bereitgestellt. Diese hohen Investitionen sind für seine Familie und ihn ein deutliches Signal zur langfristig geplanten Sicherung des Unternehmens Staatsbad Nenndorf mit derzeit 184 Arbeitsplätzen.
Die drei "Profit-Center" - "Landgrafentherme", Rheuma-Klinik und Therapiebereich -seien die Standbeine des Staatsbades, sagte Schiller. Ein Zeichen setze das Land mit den Investitionen. Die Behandlungen mit Naturheilmittel-Verfahren müsse fortgeführt werden, so Schiller. Die im letzten Quartal dieses Jahres beginnenden Umbauarbeiten am Schlammbadehaus seien der Beginn des "Ausbaus zu einem potenten Unternehmen", sagte Schiller. Die Klinik-Auslastung wertete er als "hervorragend", ebenso den Jahresumsatz von rund zwölf Millionen Euro.
Peer Kraatz sieht sich als Repräsentant des Staatsbades Nenndorf. Er fühle sich verpflichtet, weiterhin für eine stabile Belegung der Klinik zu sorgen. "Das Staatsbad genießt bei Patienten und Kostenträgern überregional einen guten Ruf", sagte Kraatz. Klinik, Therme, "Medifit" und Gästehaus "Edelweiß" seien "1
a-Adressen". Er empfinde es als eine wichtige Aufgabe, Gespräche mit Kostenträgern und Ärzten zu führen und das Staatsbad in allen Kriterien derart attraktiv zu gestalten, "dass es weiterhin so gut angenommen wird". Dies gelte besonders für ein hohes Niveau der Therapien. "Ich bin kein Freund von Dumping-Reha", sagte Kraatz. Ein "Bewusstseinswandel" habe dahingehend auch bei den Kostenträgern eingesetzt.
"Eine moderne Reha-Klinik kann durch kostengünstige Umstellungen neue Indikationen schaffen", ließ Kraatz ein Beispiel zur Attraktivitätssteigerung anklingen. In Planung sei derzeit jedoch nichts. Schiller: "Man soll nie ,nie' sagen." Kraatz ist der Ansicht, dass eine weitere Indikation außer der bestehenden Rheumatologie und Orthopädieniemals ein "Tabu-Thema" sein sollte, der Gesundheitsmarkt boome, man dürfe sich vor diesen Gedanken nicht verschließen.
Bevor Kraatz Ende November das Ruder allein in die Hand nimmt, will er sich in Ruhe einarbeiten. Alles sei nach seinem Vorstellungsgespräch am 8. Juni sehr schnell gegangen, Zeit für Vorbereitungen gab es nicht. In den nächsten Tagen will er sich in Nenndorf eine Wohnung mieten. "Ich muss mich jetzt erst einmal akklimatisieren."