Landkreis (jl).
Neue Arbeitsbedingungen durch die Polizeireform von 2004, längere Lebensarbeitszeit, geringere Bezahlung wegen des Wegfalls von Urlaubs- und Weihnachtsgeld: Diese Gemengelage hat am Montagabend der Landtagsabgeordnete Friedel Pörtner (CDU) in einem langen Gespräch mit Frank Kreykenbohm, dem Leiter der Polizeiinspektion (PI) Nienburg/Schaumburg, sowie Stadthagens Polizeichef Karl Menger ausgelotet. Ergebnis: Die Reform hat kleine Tücken und viel Gutes. Die Stimmung bei der Polizei ist nicht überall bestens, "aber die Motivation ist nicht eingebrochen", versicherte Kreykenbohm.
"Die Betreuung im Gebiet der Polizeiinspektion ist eindeutig besser als früher", gab Pörtner seine Eindrücke aus dem Gespräch wieder. Kreykenbohm und Menger hätten ihm erklärt, dass es in einigen Fachbereichen gleichwohl "Spagats" gebe. Dass das eine oder andere nachgebessert werden müsse, sei "bei so einer gravierenden Reform nicht verwunderlich", meinte Pörtner.
"Dem Bürger ist es egal, von welchem Polizeiapparat er bedient wird, Hauptsache, er bekommt das Produkt Sicherheit", unterstrich Menger. Bisher habe es jedenfalls keine negativen Reaktionen aus der Bevölkerung gegeben, die auf die Polizeireform zurückzuführen seien.
Besser als früher läuft nach Einschätzung der Polizeiführung die Präventionsarbeit, unter anderem weil es jetzt Ansprechpartner in den Schulen gebe.
Die demnächst zur Veröffentlichung anstehenden Zahlen über das Jahr 2005 werden nach Mengers Worten belegen: "Es gibt keine Einbrüche in der Sicherheitslage. Das zeigt, dass die Reform ein gutes Ziel hat." Menger hatte nach Pörtners Angaben in den vorherigen Sechs-Augen-Gespräch zu Protokoll gegeben,dass die PI in Nienburg "unsere Kritik ernst nimmt". In Stadthagen ist nach Pörtners Eindrücken ein "fachlich sehr qualifiziertes Team" an der Arbeit. Das Sicherheitsniveau im Bereich der Kreisstadt sei "sehr hoch".
Doch wie sieht es mit der Stimmung der Polizeibeamten angesichts von längerer Lebensarbeitszeit und weniger Gehalt aus? Kreykenbohm machte nachdrücklich deutlich, dass bei der Betrachtung differenziert werden müsse: "Es ist momentan keiner in der Lage, die Stimmung in der Polizei wiederzugeben." Und Stimmung müsse von Arbeitsmotivation getrennt werden. "Die Stimmung hat bei einigen einen schlechten Zustand erreicht", räumte der PI-Leiter ein. Das sei auch verständlich, wenn die Einkommensminderung die Lebensplanung von Beamten durcheinander bringe. Es sei aber noch so, dass der Polizeiberuf von vielen Beamten als Berufung empfunden werde.
Im Dienst habe sich die schlechtere Stimmung bislang nicht ausgewirkt, "die Motivation ist nicht beeinträchtigt", unterstrich der PI-Leiter.