Bückeburg
. Für rassige Tangorhythmen und Passionen, die Funken überspringen ließen, hat die Gruppe "Quinteto Angel" im restlos besetzten
Staatsarchiv gesorgt. Gastgeber dieses Konzertes der Sonderklasse war der Kulturverein.
Das international bekannte Quintett begnügte sich nicht damit, dem Publikum vertraute "Ohrwürmer"" zu präsentieren. Denn die gebürtigen Schaumburger Christian Gerber (Bandoneón) und Frank Schulte (Klavier) sowie die Kollegen Bernhard von der Gabelentz (Violine), Johannes Henschel (Cello) und Christoph Papakostides (Kontrabass) spielten ihre schillernde Collage von Astor-Piazzolla-Stücken in eigenen, raffiniert angelegten Arrangements. Kein Wunder, denn die Instrumentalisten sind zum einen Profis mit klassischer Ausbildung, zum anderen mit großer Homogenität aufeinander eingeschworen. Auf diese Weise kamen in den sehr persönlichen Solopassagen technische Bravour und Sensibilität aufs Schönste zum Tragen. Der Streicherklang verlieh den Piazzolla-typisch akzentuierten Beiträgen herbes Aroma und Wärme wie von besonntem Tropenholz. Das Bandoneon bohrte sich ohne Vibrato-Schwingungen direkt ins Herz, und die Läufe
des Pianos perlten nur so dahin.
Zwei Seelen stecken, ach, in Piazzollas Brust: Der argentinische Bandoneonist und Komponist schuf nicht nur den jazzigen "Tango nuevo", sondern verarbeitete den Tango außerdem mit Elementen aus der klassischen Musik. Kleine Geständnisse von Trauer, Liebe und Sehnsucht verbergen sich hinter den oft mit zackigen Rhythmen umwobenen, gefühlsseeligen Melodien. Kraft- und stimmungsvoll präsentierte das Ensemble, gewürzt mit der nötigen Prise Melancholie, unter anderem "Yo soy Maria", "Tanguango", "Verano Proteno" oder das sangliche "Muerte del ángel". Geradewegs ins Innere der Zuhörer trafen darüber hinaus Beispiele des traditionellen Tangos wie der flotte "Danzarin" von Julián Plaza, Osvaldo Donatos zackiger "El Huracan", Horacio Salgans "A Don Agustin Bardi" und der beschwingte Tangowalzer "Desde el alma" von Rosita Melo. Auch diese bunte
Melange führte die Anwesenden durch ein Labyrinth beständig wechselnder Klangschichtungen. Der zweistündige Tango-Spaziergang demonstrierte eindrucksvoll, dass beim "Quinteto Angel" vielseitig und auf Topniveau gearbeitet wird. Für das unersättlich applaudierende Publikum holte das Team aus seinem prall gefüllten Perlenkästchen zum Schluss noch zwei besonders ansprechende Tangos hervor.