Rinteln (wm).
Das Parkleitsystem, vor knapp eineinhalb Jahren als Pilotprojekt eingeführt, hat derzeit noch zwei gravierende Mängel: Es meldet - außer freien Parkplätzen - keine aktuellen Verkehrshinweise und die Hinweise auf Veranstaltungen sind so lang, dass sie kein Autofahrer im Vorbeifahren erfassen kann.
Am System liege es nicht, dass beispielsweise Autofahrer nicht gewarnt werden, wenn an der Grafensteinerhöh bei Glatteis Lastzüge quer stehen, schildert Dr.-Ing. Norbert Handke von der VerkehrsTechnikConsult GmbH in Hannover, die das System geplant hat. Technisch wäre das kein Problem.
Handke: "Wir haben einen zweiten Bedienplatz speziell für Verkehrshinweise immer wieder gefordert und auch ausgeschrieben. Er sollte bei Polizei, Feuerwehr oder Stadtwerken stehen - also bei jemandem, der auch 24 Stunden da ist und Warnmeldungen eintippen kann." Nach seinen Informationen sei die Feuerwehr gar nicht erst gefragt worden, die Stadtwerke hätten abgewinkt und auch die Polizei habe nicht gerade "hier" geschrien.
Stimmt, bestätigte gestern auf Anfrage Harald Groß, Leiter des Einsatz- und Streifendienstes beim Polizeikommissariat. Der Polizei sei es zunächst darum gegangen, Details zu klären, aber irgendwie sei die Diskussion versandet: "Eine definitive Entscheidung ist nicht gefallen."
Wobei Groß die Meinung vertritt, ein solcher Bedienplatz sei bei einer Leitstelle besser aufgehoben als beim Polizeikommissariat, weil in der Leitstelle alle Lagemeldungen zusammenliefen. Dorthin seien schon heute Aufgaben verlagert worden. Nicht die Polizei informiere nach einem Unfall Abschleppdienst oder die Straßenmeisterei, wie es sonst geschehen sei, sondern die Leitstelle.
Handke sieht in der Bedienung des Systems nicht das eigentliche Problem: Meldungen, die immer wieder auftauchten, könnte man als Text hinterlegen und mit ein paar Mausklicks aufrufen - "das dauert keine zwei Minuten".
Die Polizei erhielte im System die oberste Prioritätsstufe, alle anderen Meldungen würden automatisch gelöscht. Es gehe auch nicht darum, Verkehr bei einem Unfall umzuleiten, sondern vor allem, vor einem Unfall, einer Baustelle oder einem Stau zu warnen. "Denn jedes Stauende und jede Störung sind eine Gefahr - und Gefahrenabwehr ist ja wohl eine der Hauptaufgaben der Polizei".
Noch vor Beginn der Fußball-WM, voraussichtlich ab April, so verspricht Handke, werde zumindest die Stauwarnung für die Autobahn funktionieren. Man habe mit Absicht so lange gewartet, weil es eine neue Generation der Meldestruktur gebe, die hier verwendet werden soll. Zuständig für die Staumeldungen sei dann die Landesmeldestelle in Hannover, die die Warnhinweise gebe, die automatisch über das Radio oder das Navigationssystem eines Autos erfasst werden - und eben auch von der Info-Tafel, wo sie in Textzeilen umgesetzt werden.
Im Spätsommer, so kündigt Handke an, werde man die Ergebnisse des auf zwei Jahre angelegte Pilotprojekts in Rinteln überprüfen und bewerten. Auch Handke räumt ein, dass einiges verbesserungsfähig sei. So seien beispielsweise Hinweise auf den Tafeln sinnlos, die man nicht in drei Sekunden erfassen könne: "Denn dann ist der Autofahrer vorbei." Auch die Gewichtung einzelner Nachrichten sollte man besser prüfen: "Sonst schaut keiner mehr hin."
Dass sich das System grundsätzlich bewährt hat, davon ist Handke überzeugt. Es gebe andere Mittelstädte, die jetzt nachziehen wollten. So gebe es beispielsweise auch in der Nachbarstadt Stadthagen Überlegungen, das vorhandene System zu modernisieren.