Bückeburg.
Bückeburg
liegt zwar nicht am Rhein, doch wie das Publikum in der knüppelvollen Schalterhalle der Volksbank in Schaumburg bei der "Nachtausgabe" auf die Kabarettistin Uta Rotermund reagiert hat, das war absolut nicht nordisch unterkühlt, sondern fröhlich wie beim Kölner Karneval.
Die Aktrice besitzt Entertainerqualitäten, besticht durch Esprit und entschädigt nach jedem Kalauer mit subtiler Satire. Diese Pluspunkte kamen auch bei ihrem zweiten Frontalangriff auf die Herrenwelt in der "Nachtausgabe" ganz schnell zutage. Denn frischer, frecher und (selbst-) ironischer hätte das Allroundtalent seinen Anfangsauftritt als "wahre Kanzlerin" der Republik nicht starten können. Und wenn die Rotermund zwischendurch schlagfertig mit ihrem Publikum über ihr Abendthema "Damenwahl" redete, wirkte das ebenfalls witzig. Kleines Beispiel: "Bevor die leibhaftige Kanzlerin Merkel ihren zweiten Gesichtsausdruck entdeckte, war's verdammt schwierig mit ihr!" Nach solch ulkig-groteskem "Warming Up" ging es - besonders nach der Pause - immer mehr zur Sache. In rasantem Tempo wechselte die Dortmunderin Rollen, Posen, Perücken und Kostüme, um ständig neue Figuren vorzuführen. Und die Tipps, die sie diesen Typen in den Mund legte, durfte man oft durchaus beherzigen. Etwa das makabre Gebet der Alten, das da lautete: "Lieber Gott, lass mich oben clever und unten trocken bleiben". Übrigens: Alles, was die lustig-böse Tabubrecherin in ihrem zweieinhalbstündigen Soloprogramm bot, deckte den Bedarf an Schenkelklopfen und den der subtilen Aussagen gleichermaßen.
In dem temporeichen Rundumschlag diente selbstverständlich das Berliner Politikpersonal mit als Zielscheibe, darüber hinaus aber süffisant ausgespielte Sexepisoden, Nicole, die Mietmutter, die immer wieder die gleiche Kaiserschnittnarbe benutzt, und viele andere, mit einer Menge Situationskomik gespickte Nummern. Zwischendurch lieferte der Künstlerin das starke Geschlecht reichhaltiges Pointen-Arsenal. Da meinte sie treuherzig: "Männer sind nie langweilig, die sind höchstens antiturbulent", um später beizusteuern: "Ein Mann in der Wohnung einer Frau ist so überflüssig wie ein Brummkreisel in der Notaufnahme". Urkomisch spürte die Protagonistin zum Gaudi der Anwesenden mit entsprechender Darstellung zudem der Frage nach: Was bewirkt eine Fliege im Urinal? Fazit: Das Tierchen weckt den Jagdinstinkt! Zum Schluss konfrontierte Uta Rotermund das Auditorium wandelbar, auf spießig-naive Art, mit ihrer Großmutter, einer katholischenFundamentalistin, und nahm sogar heikle Themen wie den Islam und die Aufstände um die Karikaturen geistreich unter die Lupe. Riesenapplaus, großes Gelächter und drei Zugaben, die es - wen wird's wundern - ebenfalls in sich hatten.