"Als wir von den Plänen mit der früheren Synagoge hörten, fanden wir das auf Anhieb sehr gut", sagte Inhaberin Rosi Böger gestern nach Unterzeichnung des Mietvertrages. Das Gebäude zwischen Niedern- und Schulstraße hatte der Firma "Böger kreativ" lange Zeit als Lager gedient. Dieser Bedarf dafür sei nun nichtmehr vorhanden, so Böger, "und wir wollen das sinnvolle Projekt gerne unterstützen, indem wir das Gebäude für diese Nutzung zur Verfügung stellen". Damit sei eine unverzichtbare Voraussetzung für das Entstehen der Einrichtung geschaffen, zeigte sich Hauptamtsleiter Fritz Wehling seitens der Stadt erleichtert.
Als nächster Schritt ist die Gründung eines Trägervereins geplant. "Wir haben für die Mitarbeit bereits einige kompetente Personen gewonnen", berichtete Wehling. Dazu gehörten etwa Jürgen Lingner, Leiter des Arbeitskreises "Juden in Stadthagen", Oberprediger Klaus Pönnighaus sowie Klaus-Henning Lemme, Chef der Schaumburger Landschaft. Nur der Vorsitz ist noch vakant, "wir sind aber zuversichtlich, dass wir das bis zum Frühherbst hinbekommen", so Wehling.
Parallel dazu sollen bis Ende September auf Kosten der Stadt schon erste bauliche Veränderungen passieren. Das Gebäude im Rückraum der Niedernstraße 19 wird komplett freigeräumt. Der Verbindungsschuppen zwischen Ladengeschäft Böger und der früheren Synagoge wird abgerissen, damit der Bau rundum frei steht. Nicht zuletzt wird der an sämtlichen Außenwänden wuchernde Efeu kräftig beschnitten.
Fast alles Weitere hängt von der Arbeit des künftigen Trägervereins ab, denn laut Beschluss des Rates soll das Projekt "primär maßgeblich vom bürgerschaftlichen Engagement getragen" werden. Der Verein hätte die Erarbeitung eines Nutzungskonzeptes zu übernehmen. Zusammen mit der Stadt müssten Sponsoren gesuchtwerden. Wehling fügte aber ausdrücklich hinzu: "Der Rat hat laut Beschluss die Möglichkeit einer ,angemessenen Kostenbeteiligung der Stadt' durchaus im Auge." Doch dafür müsse der künftige Trägerverein ein umfassendes Gestaltungskonzept inklusive Kostenschätzung erarbeiten - was bis zum Jahresende angestrebt sei.
Erste Ansätze einer Ideenskizze hatte Lingner bei einer der drei öffentlichen Großveranstaltungen zum Erinnerungsprojekt im vergangenen Herbst vorgetragen. Bauliche Elemente der Gestaltung wären demnach, die nachträglich eingezogene Zwischendecke herauszureißen und statt dessen eine umlaufende Galeriezu installieren. Inhaltlich nannte Lingner Punkte wie das Einrichten einer würdigen Gedenkstelle, einer kleinen ständigen Schau mit dem Schwerpunkt Einzelschicksale (plus Gelegenheit für wechselnde Ausstellungen), von zeitgemäßen Computer-Info-Stelen und einem Dokumentationszentrum mit den Namen aller bisher bekannten Opfer des Nationalsozialismus in Schaumburg.