Den Mittelpunkt der interaktiven Aktion bildet eine Weltsäule, auf der zu sehen ist, wo überall auf der Erde die Streiche der beiden Lausbuben unüberhörbare Resonanz hervorriefen. Clou der Säule ist ihre akustische Bestückung. Diese offeriert das Vorwort der Bildergeschichte in 20 unterschiedlichen Sprachen. Zu hören sind nicht nur Wiedensahler Platt und einigermaßen geläufige Töne wie Englisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch, Niederländisch und Russisch, sondern auch weniger alltägliche Laute wie Albanisch, Ungarisch, Polnisch, Persisch, Türkisch, Jiddisch, Afrikaans, Chinesisch und Japanisch. Selbst gewöhnungsbedürftige Idiome wie Shetländisch und Haitianisch, das auf Papua-Neuguinea gesprochene Tok Pisin und Bayerisch fehlen nicht.
„Max und Moritz sind in mehr als 300 Sprachen und Dialekten übertragen worden“, berichteten Gudrun-Sophie Frommhage-Davar und Friedhelm Sölter vom Busch-Museum Wiedensahl, die gemeinsam mit Thomas Dehne und Werner Nickel die Ausstellung eröffneten. Die von Busch in die Welt gesetzten Buben könnten durchaus als Fixpunkt des künstlerischen Genres Karikatur, Cartoon und Comic betrachtet werden, verdeutlichten die Museumsvertreter. Anerkanntes Expertenurteil sei zudem, dass Lehrer Lämpels explodierende Pfeife der Knall war, der die künstlerische Moderne eingeleitet haben soll.
Die Streiche wurden vom 6. November 1865 an im Buchhandel feilgeboten. Der Verkauf der 4000 Exemplare umfassenden Erstauflage lief recht schleppend. Erst drei Jahre später musste nachgedruckt werden. Dann ging es jedoch steil bergauf. Als Busch 1908 das Zeitliche segnete, war nach dem Absatz von geschätzt 500 000 Büchern die 54. Auflage im Handel. Mit dem Erscheinen der 100. Auflage nannte der Verlag 1925 zum einzigen Mal eine konkrete Verkaufszahl: 1,5 Millionen Stück. Seit die gesetzliche Schutzfrist abgelaufen ist, kann jeder Verlag die Streiche nachdrucken, ohne Lizenzgebühren zahlen zu müssen.
Schon zu Buschs Lebzeiten wurde die Geschichte in mindestens zehn Sprachen übersetzt, was für ein Kinderbuch der damaligen Zeit sehr beachtlich war. Da die Übersetzung literarischer Vorlagen sehr anspruchsvoll ist – zum einen muss die Metrik berücksichtigt, zum anderen der Inhalt beibehalten werden – kam es immer wieder zu „Umdichtungen“. Im Hebräischen taucht beispielweise der ursprüngliche vierte Streich mit der explodierenden Lehrerpfeife gar nicht auf, weil es im jüdischen Glauben unvorstellbar ist, einem ehrwürdigen Rabbi in solch üblem Maß mitzuspielen. Im Türkischen wird die Witwe Bolte zur „Fatma Dudu“, Max und Moritz agieren als „Max ve Ali“.