Bückeburg.
Naturschutz, Landwirtschaft, Naherholung und Wasserbewirtschaftung: Diese
gegenläufigen Interessen treffen auf den 600 Hektar des Naturschutzgebietes Bückeburger Niederung gleich vor den Toren der Stadt aufeinander. Nicht immer konfliktfrei, wie es in der Sache der Natur liegt. Um die verschiedenen Interessen
- fallsüberhaupt möglich - unter einen Hut zu bekommen, wurden im vergangenen Jahr Verbände, Behörden, Verwaltungen, Grundeigentümer und Naturschützer (immerhin insgesamt 19 Nutzergruppen) zu insgesamt fünf Gesprächen an einen Tisch geladen; das alles unter der Obhut eines Moderators, unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne den sonst üblichen Parteienproporz.
Die Ergebnisse wurden jetzt derÖffentlichkeit vorgestellt. Und sie lassen hoffen, dass zumindest in einigen Bereichen so weit Übereinstimmung gefunden werden konnte, dass die Entwicklung der Bückeburger Niederung in den kommenden Jahren zu einem möglichst vielen Interessen gerecht werdenden Naturschutzgebiet vorangetrieben werden kann. Durch den einjährigen Moderationsprozess als Auftaktphase und die Interessenbündelung stehen jetzt auch die Chancen nicht allzu schlecht, dass die Deutsche Bundesstiftung Umwelt die Bemühungen um die Bückeburger Niederung finanziell unterstützt, so wie es vom Landkreis Schaumburg angestrebt wird.
Die Ergebnisse der Moderationsphase - ein abgestimmtes Leitbild und Entwicklungsziele - sollen jedenfalls so schnell wie möglich der Stiftung vorgelegt werden. "Was dann an Mitteln fließt, müssen wir abwarten", sagte der Leiter des Umwelt- und Naturschutzamtes des Landkreises, Dr. Joachim Beug, bei der Vorstellung der Arbeitsergebnisse. Seine Bilanz: "Ich ziehe ein sehr positives Fazit. Wir sind uns inhaltlich und persönlich näher gerückt und haben Vertrauen geschaffen."
Ein Fazit, dass auch Michael Jürging von der Ingenieurgemeinschaft "agwa" aus Hannover zog, die vom Landkreis mit der Moderation der Auftaktphase beauftragt worden war. Eine Verknüpfung der gegensätzlichen Interessen sei möglich.
Dies hätte sich auch während der einjährigen Gesprächsphase gezeigt, die zu Anfang von erheblicher Skepsis geprägt gewesen sei. Beim Benennen der wichtigsten Plus- und Minuspunkte zum Abschluss des Jahres sei die interessenübergreifende Dialogform als häufigster Pluspunkt genannt worden. Der - aufschlussreiche - häufigste Minuspunkt: Vielen Mitgliedern des Arbeitskreises sei die gemeinsame Arbeit noch nicht weit genug gegangen; das Interesse an einer Fortsetzung und Vertiefung der Arbeit sei unverkennbar vorhanden.
Mit einigen skeptischen Gegenstimmen und auch mit anders lautenden Ansichten konnte sich der Arbeitskreis laut dem Leiter des Naturschutzamtes des Landkreises auf mehrere Maßnahmen einigen, die vordringlich in Angriff genommen werden sollen - auch weil sie den größtmöglichen Nutzen für alle versprechen:
Den alten Aue-Verlauf unterhalb Meinsens wiederöffnen und reaktivieren und den jetzigen begradigten Aue-Lauf als Hochwasser-Umfluter erhalten;
Flächen auf den Amtmannschen Wiesen und im mittleren Bruch durch Flächenzukauf bündeln und so das Kerngebiet der Niederung weiter und besser für den Naturschutz ausbauen;
jährliche Gebietsschau aller Nutzergruppen;
Aufstellen eines Unterhaltungs-Planes für die Gewässer III. Ordnung inklusive einer Unterhaltungs-Wertigkeit, nicht mehr nach dem "Zuruf-Prinzip";
den Fischer- und Langen Graben durch Umgehung Scheies so entwickeln, dass einerseits Scheie und die landwirtschaftlichen Flächen bei Scheie genügend entwässert werden, aber gleichzeitig so viel Wasser in die Niederung strömen lassen, dass dem Naturschutz Genüge getan wird;
den Aue-Kanal besser unterhalten und durchgängiger machen, um bei Hochwassersituationen einen besseren Abfluss zu gewährleisten;
Medienbegleitung;
Anlegen weiterer Flachwassergebiete (in den ersten "ist das Leben regelrecht explodiert");
Besucherlenkung samt Informations-System - Beug: "Ein heiß diskutiertes Thema."
Mit dem erarbeiteten Katalog will der Landkreis bei der Bundesstiftung vorstellig werden, um Gelder für Förderschwerpunkte loszueisen. Beug: "Da wird sich die Streu vom Weizen trennen und sich herausstellen, was machbar ist." Denn alles, was angestrebt wird, kostet Geld. Viel Geld - und das haben Landkreis, Stadt Bückeburg und die Verbände nicht.