Rinteln (ur).
Derzeit wird vom Auswärtigen Amt nur vor Reisen nach Haiti und in den Irak ausdrücklich gewarnt - für andere Staaten des Nahen Ostens oder auch für Länder wie Indonesien mit antiwestlichen Kundgebungen und terroristischen Anschlägen mahnt die Behörde lediglich "sicherheitsbewusstes und situationsgerechtes Verhalten" an und warnt vor dem Aufenthalt im Umfeld von Zielen mit Symbolcharakter wie religiöse Versammlungsstätten, Regierungsgebäuden und Verkehrseinrichtungen sowie Touristikzentren.
Für Reiselustige ein Dilemma: Natürlich besichtigt man als Tourist vorrangig Tempel, Kirchen und Paläste "mit Symbolcharakter", hält sich in Touristikzentren auf und muss Verkehrseinrichtungen wie Flughäfen und Bahnhöfe nutzen - solange aber keine offizielle Reisewarnung ausgesprochen, hat niemand das Recht, wegen möglicher Risiken eine Reise kostenlos zu stornieren.
Wie das derzeit in den Reisebüros und bei den Veranstaltern konkret registriert und gehandhabt wird, haben wir bei einigen Rintelner Unternehmen erfragt.
Birgit Nehrmann vom "Schaumburger Reisebüro": dazu: "Im Grunde orientieren wir uns an den Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes und geben diese an die Kunden weiter. Wenn wir aber merken, da hat jemand Angst, versuchen wir in jedem Falle, eine Umbuchung zu ermöglichen - das kommt aber nur in Einzelfällen vor, wie jüngst bei derVogelgrippe." Sie rechne allerdings kurzfristig mit einem Rückgang für Buchungen in solche Länder, bei denen islamistische Demonstrationen zunehmen: "Wenn sich die Lage dann aber nach entsprechenden Appellen der Regierung normalisiert hat, sind solche Eindrücke aus den Fernsehnachrichten ganz schnell vergessen."
Wenig Einflüsse haben die jüngsten Schreckensmeldungen auf das Buchungsverhalten im Reisebüro Weserbergland am Markt, für das uns Monika Distelmeier versichert: "Bei uns laufen Reiseziele wie Ägypten und Türkei weiterhin sehr gut: die Leute wollen erst einmal die Entwicklung abwarten und setzen bis zu den Sommerferien auf Beruhigung."
Imübrigen empfehle sie besonders den TUI-Kunden die Reiserücktrittsversicherung dieses Veranstalters, da darin ein Umtauschrecht bis 60 Tage vor Reiseantritt eingeräumt werde: "Und wenn kurzfristig in diesem oder jenem Land was geschieht, dann greift ja auch die aktuelle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes". Auch im Reisebüro Dogan am Pferdemarkt kann von sinkender Nachfrage für Reisen in moslemisch geprägte Länder wie Türkei und Ägypten keine Rede sein: "Die aktuellen Ereignisse spielen bislang überhaupt keine Rolle und die Nachfrage läuft - wobei wir ja gerade für das Reiseziel Türkei als Spezialisten mit Landeskenntnis gelten. Die Leute wissen, dass wir unsere eigenen Verbindungen haben und entsprechend über die tatsächliche Lage informieren können," erklärt dazu Oliver Cilli. Zumindest das jüngste Beispiel Vogelgrippe nährt bei den Touristikern die Hoffnung, dass Negativmeldungen nur kurze Trends auslösen. Und setzen darauf, dass die umstrittenen Karikaturen und das Aufbegehren dagegen in der eigentlichen Saison längst vergessen sind:
"Die Menschen in den Hauptreiseländern können doch auf die Tourismusgewinne gar nicht verzichten!" Und ein ungenannt bleiben wollender der Reisebüro-Mitarbeiter rät: "Notfalls kann bei vorhandener Rücktrittsversicherung ja auch der Hausarzt helfen. Aus Furcht bekommt man ja schnell mal Kopfschmerzen!"