Bückeburg (rc).
So genau weiß es keiner, aber mit Dieter Getzschmann ist jetzt wohl der dienstälteste Betriebsratsvorsitzende Deutschlands in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden. 40 Jahre stand er an der Spitze der Arbeitnehmervertretung der heutigen Neschen AG, focht so manchen Strauß aus, erlebte alle Höhen und Tiefen von Neschen, die zu seinen Anfangszeiten noch "Hans Neschen GmbH &
Co. KG" hieß.
1963, also vor 43 Jahren, fing Getzschmann bei Neschen an, zunächst als Auszubildender, danach war er im kaufmännischen Bereich tätig. Schon 1966 wurde er zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt, hatte ein Jahr zuvor erlebt, wie sein Betrieb das Werk an der Windmühlenstraße neu baute und anschließend die Betriebsstätte aufgab, die damals noch mitten in der Innenstadt angesiedelt war.
Über die Jahre gewann er immer wieder das Vertrauen seiner Kollegen, immer wieder wählten sie ihn in den Betriebsrat, immer wieder der Betriebsrat ihn zum Vorsitzenden. Auch als es etwa 1994 hart auf hart ging, die damalige Neschen GmbH Konkurs anmelden musste. Unter der Regie des Betriebsratsvorsitzenden organisierte die Belegschaft eine Protestaktion, die in der Besetzung eines Gerichtssaals mündete, wo der damalige Konkursrichter wichtige Entscheidungen über den Fortbestand des Unternehmens zu treffen hatte. Das Unternehmen überlebte, wurde von der Familie Zinn übernommen, die es 1997 in eine AG umwandelte und an die Börse brachte.
In einer kleinen Feierstunde würdigte der Vorstandssprecher der Neschen AG, Stefan Zinn, die Verdienste Getzschmanns. "Sie sind mit dem Unternehmen durch alle Höhe und Tiefen gegangen, haben ihr Herzblut in das Unternehmen gesteckt und es maßgeblich mitgeprägt." Getzschmann sei immer ein fairer und verlässlicher Betriebsratsvorsitzender gewesen, der sowohl die Belange der Mitarbeiter als auch des Unternehmens im Auge gehabt habe. 40 Jahre an der Spitze eines Betriebsrates zu stehen - das suche seinesgleichen. Zinn: "Getzschmann ist rekordverdächtig."
An besondere Höhepunkte seiner Arbeitszeit wollte sich Getzschmann nicht erinnern. "Es gab viele, wenn ich anfangen würde zu erzählen, gibt es nur Höhepunkte." Der weit überwiegende Teil seiner Arbeit - auch als Betriebsrat - sei positiv verlaufen. Ihm sei es immer auf eine faire Zusammenarbeit angekommen. Und wie er betont: "Ich war nie Gewerkschafter."
Wie dem auch sei: Exakt an seinem 64. Geburtstag geht Dieter "Bulli" Getzschmann heute in den Ruhestand. Und hat dann genug Zeit - vor allem für seine sportlichen Aktivitäten beim VfL Bückeburg und das Organisieren von Stadtmeisterschaften im Eisstockschießen oder Boule ...