Rinteln (wm).
Pastor Ulrich Wöhler, der sich für das Amt des Superintendenten im evangelischen Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder beworben hat (wir berichteten), hat gestern die von Gemeindemitgliedern geäußerten Befürchtungen zerstreut, sein Amt könne bei seinem möglichen Wechsel nicht neu besetzt werden.
Nach der Zusammenlegung der Gemeinden Exten und Hohenrode hatten Gemeindemitglieder mutmaßt, die Kirche könne nach einem möglichen Wechsel von Wöhler die Chance nutzen und den Sparkurs fortsetzen, also die Kirchengemeinden St. Nikolai und Johannis zusammenlegen, die zurzeit nicht nur beim Konfirmandenunterricht schon eng zusammenarbeiten.
Wöhler betonte, bei insgesamt rund 3000 Gemeindegliedern in St. Nikolai sei eine Neubesetzung der Pastorenstelle keine Frage. Bei ebenfalls rund 3000 Gemeindegliedern in der Johannis-Gemeinde stehe auch hier in den nächsten 15 Jahren die Pastorenstelle (die sich das Ehepaar Sander teilt) nicht zurDisposition. Weiter zu denken, sei spekulativ - wobei man berücksichtigen müsse, dass auch die Kirche von den beiden Faktoren betroffen sei, die den Staat belasten: von der hohen Arbeitslosigkeit wie vom demographischen Wandel. Mittelfristig bedeute für die Kirche ein Drittel weniger Mitglieder rund 50 Prozent weniger Finanzmittel: "Das wird die große Herausforderung der Zukunft sein."
Dass der Konfirmandenunterricht gemeindeübergreifend und als Blockunterricht stattfinde, habe mit der veränderten Situation am Gymnasium zu tun, nämlich dem Nachmittagsunterricht und der Tatsache, dass aus Nikolai im Jahr rund 20, aus Johannis die doppelte Anzahl von Konfirmanden kommen: "Das ist so etwas wie ein Lastenausgleich."
Für ihn einen Nachfolger zu finden, sollte er denn vom Kirchenkreistag Holzminden gewählt werden, was ja noch offen ist, hält Wöhler nicht für das Problem: St. Nikolai sei sehr attraktiv, "wir haben einen guten Gottesdienstbesuch", die Musik an St. Nikolai genieße den besten Ruf weit über dieLandesgrenzen: "Wer die Arbeit nicht scheut, ist hier richtig."
Neben zwei Kindergärten engagiert sich St. Nikolai auch in der Sozialstation in der Schulstraße. Hier, so schilderte Wöhler, seien Überlegungen im Gang, die Rechtsform zu ändern und die Sozialstation als gemeinnützige Gesellschaft zu betreiben, auch um das qualitativ hochwertige Niveau mit Fachkräften halten zu können.
Dass seine Bewerbung mit dem Ruhestand von Dr. Peter Neumann zusammenfalle, sei so nicht geplant gewesen, betonte Wöhler. Er habe sich schon vor zwei Jahren "zum ersten Mal in Holzminden umgeschaut". Dass der damals bereits angekündigte Wechsel des dortigen Superintendenten Frank Frühling in die Politik so lange gedauert habe, hätte niemand vorhersehen können: "Eigentlich wollte ich vor dem Ausscheiden vonDr. Neumann gewechselt haben, aber es hat sich anders entwickelt."
Naheliegende Frage: Warum habe er sich nicht als Nachfolger von Dr. Peter Neumann beworben? Wöhler schilderte, eine solche Position, die auch Aufsichtsfunktion habe, werde - vergleichbar wie bei Wirtschaftsunternehmen - grundsätzlich "von außen besetzt".
Als Nachfolger für Superintendent Dr. Peter Neumann, bestätigte Wöhler, gebe es zwei Kandidaten, auch der Terminplan für das Wahlprozedere stehe fest.
Die Namen der beiden Kandidaten sollen am 19. März im Gottesdienst verkündet werden. Für den 2. und 9. April, jeweils 17 Uhr, sind die Aufstellungspredigten der beiden terminiert, am 10. Mai wird dann der Kirchenkreistag entscheiden.
Und was ist, wenn sich der Kirchenkreistag in Holzminden für den anderen Kandidaten entscheidet? Wöhler sieht das gelassen: "Ich bin gerne Pastor von St. Nikolai, ich fühle mich hier wohl." Am 8. März wird Pastor Ulrich Wöhler wissen, ob er in Holzminden gewählt worden ist.