Bückeburg (bus).
Was
früher griffig als "psychologische Kriegsführung" bezeichnet wurde, kommt heute unter einer wesentlich subtileren Bezeichnung daher. Die in der Bundeswehr für die Kommunikation mit Freund und Feind zuständige Truppengattung nennt sich "Operative Information" - respektive, der Kürzelmanie der Militärs Folge leistend, "OpInfo". "Eine kleine, aber fein ausgestattete Abteilung", erläuterte Erich Mosblech während einer Veranstaltung der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW) im Vortragssaal der Heeresfliegerwaffenschule.
Die Präsentation "Hunger nach Information - wie die Bundeswehr hilft" des Bereichsleiters Lehre am "OpInfo"-Zentrum in Mayen bildete den Abschluss der GfW-Reihe "Propaganda, Manipulation und Meinungslenkung". Mosblech stellte seinen Ruf als ausgewiesener Psychologie-Fachmann gleich mehrfach unter Beweis. Eventuellen Protesten gegen die von ihm gezeigten umstrittenen Mohammed-Karikaturen aus der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" beugte er mit den Worten vor: "Die Reaktionen auf die Veröffentlichung treffen in Afghanistan auch deutsche Soldaten." Noch eindrucksvoller: Als er zum Christina-Stürmer-Lied "Mama" - "...
sag, warum du weinst; ich weiß nicht, warum du traurig bist
..." - Aufnahmenüberaus liebenswerter afghanischer Kinder zeigte, war es mucksmäuschenstill im überwiegend mit Männern besetzten Saal. Das hatte zwar mit der eigentlichen Thematik wenig zu tun, war aber, von etlichen Zuhörern nicht einmal bemerkt, Manipulation auf höchstem Niveau.
Im informativen Teil des Vortrags stellte der Oberstleutnant die Aktivitäten der etwa 1 100 Soldaten starken, aber nach Mosblechs Einschätzung "kaum bekannten" Kohorte am Beispiel Afghanistan vor. Grundtenor: "Wir sind das Sprachrohr des Truppenführers vor Ort." Am Hindukusch, wo die Kommunikation mit der Bevölkerung eine große Rolle spielt, stehen der "OpInfo" zahlreiche Hilfsmittel zur Verfügung. Eine bestens ausgestattete Druckerei liefert Handzettel, Broschüren und Plakate, Radio Sade-e Azadi (Stimme der Freiheit) verbreitet Musik und Informationen, eine in den Landessprachen Dari und Pashtu sowie in Englisch erscheinende Tageszeitung transportiert im Zweiwochenrhythmus Wissenswertes. Die Dreisprachigkeit ist sehr bewusst gewählt worden - die Publikation dient im (nicht nur) an Büchern armen Afghanistan als willkommene Lernhilfe im Englischunterricht. Mosblech: "Unsere Themen werden also in den Schulen behandelt und besprochen."
Darüber hinaus kommen neue Medien wie das Internet zum Einsatz. Das Netz könne zugegebenermaßen nur von etwa drei Prozent der Bevölkerung genutzt werden, erläuterte der Referent. Aber: "Auf diesem Weg erreichen wir die Elite des Landes." Spezielle Kampagnen - Flugdrachenwettkämpfe, Friedensschleifen und eine Notruf-Aktion für Opfer von Verbrechen und Vergewaltigung - runden die Aktivitäten zur Vermittlung westlicher Werte wie Demokratie und Menschenrechte ab. "Jedes afghanische Kind, jede afghanische Frau, jeder afghanische Mann ist genauso viel wert wie ein amerikanischer, britischer, französischer oder deutscher Soldat", gab Mosblech der Zuhörerschaft mit auf den Weg. "Wenn das nicht mehr gilt, sollten wir das Wort Menschenwürde nie wieder in den Mund nehmen."