Bückeburg.
"Wir hoffen auf erfreuliche Fakten aus der Merkel-Regierung": Nun - diesen Wunsch von Cord-Heinrich Möhle, Kreischef der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU Schaumburg, erfüllt Dr. Friedberg Pflüger beim Neujahrsempfang im Le-Theule-Saal nicht. Ganz leicht verdaulich ist die Kost, die der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung bietet, bevor Küchenmeister Edgar Miller die Schlachteplatte aufträgt. Essenz des 45-minütigen Pflüger-Grußwortes - "Ich sollte ja keinen Vortrag halten" -: ein Rückblick und ein flammender Appell.
Der Christdemokrat wusste es schon vor dem 18. September 2005: "Es wabert ein Wunsch nach Großer Koalition bis tief in bürgerliche Kreise." Dass dann tatsächlich Schwarz-Rot und nicht die Wunschkonstellation Schwarz-Gelb das Ruder übernahm, habe aber auch an "schweren Wahlkampffehlern" gelegen: "Ich könnte Ihnen 20 nennen." So habe die CDU zu wenig "angegriffen", zu wenig auf Emotionen und Patriotismus gesetzt. Schwamm drüber. Pflüger richtet den Blick in die Zukunft: "Dass die SPD mit im Boot ist, hat auch sein Gutes." Denn die Genossen hätten insbesondere die Linkspartei im Nacken, stünden unter einem enormen Erfolgsdruck. Das mache die Große Koalition stabiler, als vielemeinen. Das mache aber auch der Union vieles leichter: "Säße Franz Müntefering in der Opposition, hätte er nie gesagt: Auch Deutsche müssen an Ernte
einsätzen teilnehmen."
Eine andere Große Koalition - nämlich die von 1966 bis 1969 unter Kiesinger - kennt Pflüger zwar nur aus dem Geschichtsbuch. Aber: "Sie war eine der erfolgreichsten Koalitionen in der Geschichte der Bundesrepublik." Was damals gegolten habe, gelte auch heute: "Arbeitet eine Große Koalition gut, profitiert vorallem der Kanzler davon." Weiland sei es die Paarung Kiesinger/Wehner Garant für besagten Erfolg gewesen. Ein ähnlich "gutes Verhältnis" zeichne sich derzeit zwischen Merkel und Müntefering ab.
Natürlich habe die Zweckgemeinschaft (auch) damals nicht ewig gehalten. "Unsere Vorgänger haben die FDP links liegen lassen und sie dadurch der SPD in die Arme getrieben", so Pflüger. Diesmal gelte es, die Liberalen besser zu behandeln.
Stichwort Kernkraft: Die sei und bleibe unverzichtbar. "Weil Angela Merkel dafür in der Bevölkerung aber aktuell keine Mehrheit findet, will sie diese Diskussion - noch - nicht führen", pflichtet Pflüger der Kanzlerin bei. Doch in ein bis zwei Jahren werde sich die Stimmung in Deutschland angesichts weiter steigender Energiepreise grundlegend ändern ...
Appell des Staatssekretärs: "Was wir jetzt brauchen, ist Optimismus im Lande. Würdigen Sie auch die ersten kleinen Schritte - sie gehen in die richtige Richtung!"