Bad Eilsen (tw).
Pilotprojekt der "Deutsche(n) Rentenversicherung Braunschweig-Hannover" (DRV) am Standort Bad Eilsen: Erstmals erhalten Arbeiter aus Bauberufen im Reha-Zentrum eine Bewegungsschule, die sich exakt an den Handgriffen orientiert, die ihr Alltag fordert. Denn "richtiges" - sprich körperschonendes - Mauern und Sandschippen will gelernt sein. "Bei dem Projekt", sagt Dr. med. Inge Ehlebracht-König, Chefärztin der Internistisch-Rheumatologischen Klinik, "arbeiten wir eng mit der Bauberufsgenossenschaft zusammen". Auch die Ergotherapeuten haben eine spezielle Unterweisung erhalten und sich in Bad Bramstedt zusätzliches Wissen angeeignet.
Der Zeitpunkt für die Spezial-Reha, für die im Kellertrakt des Fürstenhofes eigens eine Mini-Baustelle mit Sandhaufen, Schubkarren, Schaufeln und Ziegelsteinen eingerichtet wurde, ist gut gewählt: Denn in den Wintermonaten ist es am Bau bekanntermaßen eher "mau", gib's kaum Beschäftigung. Eben darum soll besagte Bewegungsschule zwischen Januar und März eines jeden Jahres künftig fester Bestandteil des Bad Eilser Angebots werden.
Die erste achtköpfige Gruppe, Maler, Maurer, Zimmerleute, Schlosser und Reinigungskräfte, hat den größten Teil ihrer dreiwöchigen "Spezial"-Reha bereits hinter sich; eine zweite gleich starke Gruppe kommt am 22. Februar. "Wir haben auch die übrige Behandlung, zum Beispiel Muskelaufbau-Training, Walking und Sport, speziell auf diese Zielgruppe ausgerichtet", sagt Ehlebracht-König. Aus gutem Grund, denn: In den Bau- und Baunebenberufen leiden über die Hälfte aller Arbeitnehmer unter Rückenbeschwerden. Meist beginnen die Probleme mit gelegentlichen Rückenschmerzen und führen dann im Laufe der Jahreoft zu schweren Verschleißerscheinungen oder irreparablen Schäden.
Weil die Deutsche Rentenversicherung mit dem Projekt Neuland betritt, liegen Analysenüber den Erfolg zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht vor. Allerdings will das Reha-Zentrum "seine" Bauschaffenden auch nach der Maßnahme nicht aus den Augen verlieren und Erfolg oder Misserfolg bei den Teilnehmern später abfragen.
Geht es nach denen, steht die Antwort auf die Bad Eilser Bemühungen bereits fest: "Wir werden bei unseren ,eingefleischten' Bewegungsabläufen, die auf Video aufgezeichnet und im Anschluss analysiert werden, von den Ergotherapeuten ständig korrigiert", berichtet einer der acht Patienten, der von Beruf Kraftfahrer und Schlosser ist und Gesundheitsprobleme im Bereich des Lendenwirbels hat. Und ergänzt: "Was richtig ist, setzt sich durch Üben irgendwann im Kopf fest, kann im Arbeitsalltag später wieder abgerufen werden." Mit dem Ergebnis, dass man sich auf der Baustelle nicht mehr so quäle wie früher - zum Beispiel, wenn es um das Heben schwerer Lasten geht. Denn viele Menschen machen beim Heben von Lasten den Rücken krumm. Die Bandscheiben rutschen nach hinten und jede einzelne wird mit einer Last von bis zu 600 Kilogramm zusammengedrückt. Das kann natürlich nicht lange gut gehen.
Tipp
der Bad Eilser Ergotherapeuten für alle, die schwer heben müssen: Die Knie niemals über 90 Grad beugen und den Rücken beim Anheben der Last waagerecht halten. Und: Wer (danach) eine Schubkarre schiebt, sollte die Griffe mit betont geradem Rücken anfassen und geradeaus schauen - weg von der Karre. Dann die Last mit einem leichten Schwung aus den Knien heraus anheben und losrollen.