Die Taschen des Zeitreisenden waren leer – und hätte er Geld, so lautete damals sein weiser Rat, würde er lieber ein zweites Taufbecken finanzieren, um in der Auseinandersetzung um den Standort des historischen Sandstein-Beckens ein salomonisches Urteil sprechen zu können.
Soll etwas am Schlossturm geschehen, so ist die Stadt immer noch allein gefragt, sich um Geld zu bemühen. Vor rund zehn Jahren fertigte der Soldorfer Bauingenieur Manfred Röver auf Wunsch des Rates ein Konzept zur Sanierung des Turmes: Rund eine Million Mark, so errechnete Röver, sollte die Sanierung kosten.
Der Rat schreckte mehrfach vor der Verwirklichung zurück, nicht ohne vorher intensiv über eine große Brandschutztreppe zu diskutieren, die am Turm hätte angebaut werden müssen. Als das Projekt auch aus Kostengründen aus der Dorferneuerungsplanung gestrichen wurde, verschwanden die Pläne endgültig in der Schublade.
Daran hat letztlich auch der sommerliche Fürstenbesuch nichts geändert. Die Linie der Stadt gilt weiterhin: Der Turm soll von außen erhalten werden, die gewünschte Renovierung, um ihn als einen Ort der Kultur zu nutzen, liegt gegenwärtig außerhalb der finanziellen Reichweite.
Nun sind alle Holzfenster im Turm „abgängig“, und die städtischen Gremien beschäftigen sich derzeit mit einem Antrag, Geld aus dem EU-Leader-Programm als Zuschuss zur Renovierung zu bekommen.
Weiterhin werden sich die Ausschüsse und der Rat damit auseinandersetzen, wie das Umfeld des Schlossturms gestaltet werden kann. Als Folge früherer Diskussionen sind die – nicht mehr genutzten – Gärten vor dem Turm längst verschwunden, auch einige Bäume gefallen. Damit ist eine Forderung der Denkmalschutzbehörden erfüllt, dass deutlicher sichtbar gemacht werden soll, dass der Schlossturm auf einer Warft steht. Vor dem Turm ist so eine Rasenfläche entstanden, die als Grundlage für den „Fürst-Ernst-Besuch“ wie geschaffen schien. Die Kommunalpolitiker werden sich jetzt darüber Gedanken machen, wie der Bereich insgesamt künftig aussehen soll.