Bad Eilsen (sig).
Der
Vorsitzende des Schützenvereins Bad Eilsen, Günter Brodthage, hat sein Amt niedergelegt. Diese schriftliche Mitteilung erhielt sein Stellvertreter Frank Wingenfeld. Sie kam deshalb überraschend, weil im Februar die nächste Jahresversammlung ansteht. Sie wäre normaler Weise der geeignete Zeitpunkt für einen Kommandowechsel gewesen. Der Vorstand hat aber schnell gehandelt und in einer außerordentlichen Sitzung am Donnerstagabend den 2. Vorsitzenden Frank Wingenfeld mit der kommissarischen Führung des Vereins beauftragt.
Günter Brodthage hatte jüngst durchblicken lassen, dass er an einen Abschied von seinem Amt denkt. Fast sieben Jahre stand er an der Spitze der rund 200 Mitglieder starken Schützengemeinschaft. Vorher war er bereits vier Jahre zweiter Vorsitzender und 16 Jahre Adjutant von Dieter Everding und Albert Kramer. In dieser langen Zeit wurde er zu einer Institution im Eilser Schützenwesen. Zweimal war er Schützenkönig, zuletzt 2002, als der Verein sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte.
Auf den ersten Blick gibt es eigentlich keinen Grund für diesen Schritt. Der Verein ist finanziell gesund und hat keine personellen Probleme. Der geschäftsführende Vorstand ist mit jungen Führungskräften besetzt. Herausragend ist seine Jugendarbeit, die in der Vergangenheit von der Jugendleiterin Sabine Wingenfeld gemeinsam mit ihrer (inzwischen allerdings zurückgetretenen) Stellvertreterin Ruth Odendahl geleistet wurde. Ein zusätzliches Aushängeschild ist die von Albert Kramer geleitete Sparte der Blinden und Sehbehinderten. Mit ihrem Leistungsvermögen steht sie in Niedersachsen an der Spitze.
"Mit der Entwicklung des Vereins bin ich sehr zufrieden; das hat auch nichts mit meiner Entscheidung zu tun", versicherte Günter Brodthage am Freitagvormittag auf Anfrage. Er habe zurzeit vielmehr gesundheitliche Probleme, befinde sich in einem Tief, und dann kam als endgültiger Auslöser auch noch ein Schreiben des Niedersächsischen Schützenverbandes hinzu. Es enthielt stringente Vorschriften, die auch für Vorsitzende gelten. Wer von ihnen zum Beispiel keine Prüfung in Waffensachkunde abgelegt hat, darf nicht mehr die vereinseigene Waffenkammer betreten. Andernfalls begeht er eine strafbare Ordnungswidrigkeit.
"Danach wollte ich keine Verantwortung für den Verein mehr tragen", erklärte Günter Brodthage. "Natürlich bedauern wir diese Entscheidung", ergänzt Günter Andlefske, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Eilser Schützen zuständig ist und eine Zeitlang auch Brodthages Stellvertreter war. Der langjährige Schützenchef habe sich den Dank aller Mitglieder für sein ehrenamtliches Engagement verdient. Seine berufliche Tätigkeit, die auch mit Nachtarbeit verbunden ist, habe ihm diese zusätzlichen Verpflichtungen ohnehin nicht leicht gemacht.
Bei der Jahresversammlung am 11. Februar hätte es keine Vorstandswahlen gegeben. Durch den Rücktritt von Günter Brodthage sind sie jetzt jedoch erforderlich geworden. Es ist als sicher anzunehmen, dass die Mitglieder Frank Wingenfeld zum Nachfolger wählen möchten. "Das wäre eine hervorragende personelle Lösung", lautet das Vorschusslob von Günter Andlefske. Allerdings muss man dann noch nach einem neuen "zweiten Mann" Ausschau halten. Natürlich könnte auch eine Frau in diese Position nachrücken.