Rinteln (wer).
CDU-Bürgermeisterkandidat Dr. Marc Lemmermann geht mit einem Zukunftskonzept für Rinteln an die Öffentlichkeit, das Zündstoff bietet. Unter anderem sollen Real- und Grundschule aus der Altstadt ausgesiedelt und der Steinanger in einen Stadtpark verwandelt werden. Zwar will Lemmermann hier erst die Ergebnisse des Workshops abwarten, eine Bebauung des Steinangers indes lehnt er - im Gegensatz zur eigenen Partei - ab.
Zusammen mit CDU-Ratsherr Udo Schobeß präsentiert Lemmermann ein Konzept "Rinteln Anno 2030", das die Stadt "in zehn bis 25 Jahren" beschreibt. Eine Vision, die gleichzeitig als Kritik am Rathaus zu verstehen ist: "Schon seit Jahren wird von der Rintelner Verwaltung die Erarbeitung eines grundlegenden und zukunftsweisenden Gesamtkonzeptes versäumt."
Die Vorschläge von Lemmermann und Schobeß gehen davon aus, durch "Familienbegünstigungen und -erleichterungen" den Zuzug steigern und die rückläufige Einwohnerzahl sogar in einen Aufwärtstrend umkehren zu können. Deshalb sollen östlich und südlich der Kernstadt neue Baugebiete geplant werden, zum Beispiel Richtung Doktorsee oder an der Alten Kasseler Straße (siehe Karte). Ebenfalls südlich der Kernstadt sollen umfangreiche Gewerbegebiete entstehen. Inwieweit die Pläne - abgesehen vom tatsächlich rückläufigen demographischen Trend - angesichts der Restriktionen des Hochwasserschutzes überhaupt realisierbar sind, diskutiert das Konzept nicht.
Brisant sind die Vorschläge zur Aussiedlung der Schulen aus der Innenstadt, die zusammen mit den Sportvereinen an der Burgfeldsweide konzentriert werden sollen. Die freiwerdenden Schulgebäude (Realschule an der Klosterstraße, Grundschule-Süd) sollen überplant und für "Senioren- und Generationswohnen" reserviert werden. Erhoffter Effekt: "Ein Großteil des als belastend empfundenen Innenstadtverkehrs" werde "problemlos abgebaut", nur noch geringe Korrekturen seien hier vermutlich notwendig.
Für den Steinanger präsentieren Lemmermann und Schobeß eine "Alternative" zu dem von der CDU-Fraktion favorisierten Workshop: Die durch den Umzug von Sport- und Reitverein an die Burgfeldsweide freiwerdenden Flächen sollen in Anbindung an den Blumenwall als Stadtpark gestaltet werden. "Somit kann das Filetstück der Stadt als ,Grüne Lunge' den Touristik-, Freizeit- und Erholungswert Rintelns steigern und bereichern oder einer anderen Nutzung zugeführt werden", lässt das Konzept hier noch eine Hintertür offen. Definitiv abgelehnt wird aber eine Bebauung: Da schon die Schulgebäude für Seniorenwohnungen gedacht seien, "ist von einer Steinanger-Bebauung abzusehen", heißt es wörtlich.
Vor allem mit dem letzten Vorschlag verlässt das Konzept, das mit CDU-Fraktions-chef Thorsten Frühmark abgestimmt ist, die bisherige CDU-Politik in Rinteln. Die Fraktion hatte sich erst im vorigen Herbst dafür eingesetzt, die Umsiedlung der Steinanger-Vereine wieder auf die politische Agenda zu nehmen und einen Workshop für Nutzungsideen gefordert. Von einem Stadtpark war bisher keine Rede. Frühmark indes sieht keinen Widerspruch, für eine Bebauung habe bis jetzt nur die SPD plädiert: "Der Workshop soll ergebnisoffen sein, auch eine solche Lösung kann am Ende herauskommen."
Auch das Kiesabbaugebiet SHG 4 am Doktorsee ist im Konzept "Anno 2030" enthalten. "Natürlich wollen wir das nicht, aber wir glauben, es lässt sich nicht verhindern", erklärt Lemmermann.