Hameln (ni).
ECE plant jetzt auch in Minden eine "Stadt-galerie". Manches, was in Hameln angeblich nicht durchsetzbar war, soll in der nordrheinwestfälischen Weserstadt möglich werden: nämlich ein Shoppingcenter mit einer Verkaufsfläche deutlich unter der 20
000 Quadratmeter-Marke und ohne Autos auf dem Dach.
Das Mindener Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, die Vorstellungen des Hamburger Centerbauers scheinen gleichwohl schon sehr konkret zu sein: 17
000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 80 Geschäfte, darunter ein großer Elektroniker wie Saturn oder Media-Markt - der berühmte "Magnet" und "Frequenzbringer", den ECE für sein Hamelner Projekt noch nicht vorweisen kann.
Die Argumente, mit denen ECE sich in Minden verkauft und um Sympathien wirbt, sind die gleichen wie seinerzeit in Hameln: Man wolle der Stadt Bestes, werde dazu beitragen, den Branchen- und Sortenmix in der Innenstadt zu vergrößern, so den Einkaufsstandort stärken und natürlich eng zusammenarbeiten mit innerstädtischem Einzelhandel, Werbegemeinschaft und Stadtmarketing. Die Mindener Stadtoberhäupter stimmen in dieses Credo ein und sehen in einem Center ein Heilmittel gegen Kundenschwund und Kaufkraftabwanderung.
Wie in Hameln, so soll auch die Mindener Stadtgalerie im Zentrum der Innenstadt entstehen. Ein bisschen anders als in Hameln schlugen die ECE-Vertreter bei ihrem erstenöffentlichen Auftritt in Minden allerdings sehr moderate Töne an, was die Anpassung des Konsumtempels an die Umgebung angeht. Objektentwickler Jens Jäpel sprach davon, das Umfeld mit historischem Rathaus, Dom und altem Baubestand bedürfe besonderer Aufmerksamkeit. Darum dürfe es beispielsweisekeine Parkflächen auf dem Dach des dreigeschossigen Centers geben, sondern würden die 500 Parkplätze im Untergeschoss des Baus untergebracht. In Hameln ließ ECE nicht so viel Rücksicht auf die typische Dachlandschaft der Altstadt walten.
Hamelns Oberbürgermeister Klaus Arnecke reagiert gelassen auf die Mindener Pläne. Sollten sie Realität werden - was voraussichtlich frühestens 2010 der Fall sein kann - drohe Hameln von dort jedenfalls keine Gefahr. Das von Minden anvisierte Kunden-Einzugsgebiet überschneide sich so gut wie gar nicht mit dem, das ECE für sein Projekt in Hameln zu Grunde gelegt habe, so Arnecke. Er fühle sich durch das jetzt publik gemachte Vorhaben rund 50 Kilometer von Hameln entfernt allerdings in seiner Entscheidung pro ECE bestätigt: "Ich bin froh, dass wir früher erkannt haben, dass so ein Center mitten in der Stadt ein Anknüpfungspunkt für Kultur, Freizeit und Einzelhandel ist."
Der Hamelner Unternehmer und erklärte ECE-Kritiker Hans Brockmann beurteilt die Situation gänzlich anders. Das Einzugsgebiet beider Center überschneide sich im Westen von Hameln sehr wohl. Entstehe neben Hannover auch in Minden ein Center, "soll die Kaufkraft zum dritten Mal verteilt werden" und sei der von den Gutachtern versprochene Kaufkraftgewinn für Hameln endgültig zur Illusion geworden.