Krankenhagen (la).
Der Saal im Gasthaus Kuhlmann hat am Sonnabend vor donnernden dreistufigen Raketen gebebt. "TSV Krankenhagen Helau", tönte es bis auf die Straße. Unter dem Motto "Helau, Helau, Karneval beim TSV" haben mehr als 100 Närrinnen und Narren ihr Vergnügen bei der 18. Festsitzung gehabt.
Pünktlich um 20.11 Uhr marschierte der Fünferrat mit dem Präsidenten Klaus Wißmann an der Spitze in den Saal ein und eröffnete das bunte Programm. Die erste Rakete wurde für die TSV-Bambinos gestartet, die die zumeist bunt verkleideten Narren mit ihren flotten Tänzen erfreuten. Die Kinder freuten sich besonders über die riesige Tüte voll mit bunten Smarties, die sie als Lohn bekamen und die natürlich sofort probiert werden mussten.
Dass die Fußball-WM im eigenen Land vor der Tür steht, veranlasste Christel Struckmann, in schwarz-rot-gold gekleidet in die Bütt zu steigen. "Ich träume schon lange von einem Fußballhelden mit schnellem Auto und viel Geld", verriet sie und glaubt auch fest daran: "WM 2006 / wird ein Jahr mit tollem Sex." Bei sich zu Hause möchte sie die Franzosen einquartieren und "ganz auf "je t'aime und amour machen". Die Holländer könnten auf dem Campingplatz leben, "da fühlen die sich sowieso am wohlsten", und die Türken hätten ohnehin überall Verwandte. "Wir haben für alle Fußballer das Richtige zu bieten", so Christel Struckmann.
Kaum jemanden hielt es auf den Stühlen, als der MGV Krankenhagen Stimmungslieder anstimmte, und das karnevalistische Urgestein Wulf Anke überraschte die Narren mit seinem Auftritt als Frau. Zunächst zog er mächtig über die Männer her, was einige seiner "Artgenossen" wohl ungern hörten - "dumm, gefräßig und träge / stehensie überall im Wege". Zum Abschluss seiner Büttenrede stellte Anke allerdings versöhnlich fest: "Ohne Männer wären wir zwar rein wie Engel / aber Blüten ohne Stängel."
Die Cheerleadergruppe der Ortsfeuerwehr Krankenhagen "Red Devils" sorgte mit ihren akrobatischen Tänzen für Stimmung, und Ilona Fromme sang Seemannslieder zum Mitschunkeln. Mit Spannung wurden dann die Tratschtanten Jasmin Hundertmark und Michaela Hoffmann erwartet, die sich gern mit dem Neuesten aus dem Dorf beschäftigen. "Jetzt gibt es doch kein einziges Geschäft mehr in der Nottbergstraße. Da kümmern sie sich jetzt doch nur noch um die Toten", stellte "Gerda" fest. Auch die Tombola beim TSV-Fest wurde kritisiert. "Ich hatte noch Nummern, aber es gab keine Preise mehr", beschwerte sich "Elli". Allerdings habe sie schließlich noch eine Fleischdose bekommen, die sie sofort ihrem Mann zubereitet habe. "Da war so ein süßer Hund auf dem Etikett..." Auch Marlene Kuhlmann vom Heimatverein bekam ihr Fett weg. "Die hat doch neulich so tierisch gekrächzt. Das lag bestimmt an der Impfung, die sie beim Tierarzt bekommen hat. Sie hat nämlich ihren Hund impfen lassen und da der Veterinär die 50 Euro nicht wechseln konnte, hat sie auch gleich 'ne Spritze bekommen", wusste "Elli".
Königlichen Besuch konnte der TSV-Fünferrat dann begrüßen. Die Karnevalsmajestäten Prinzessin Heidi I. und Prinz Burkhard II. sowie die Kinderkönige Jacqueline I. und Daniel II. waren mit großem Gefolge aus Hessisch Oldendorf angereist.
"Das tut mir richtig weh, wenn ich das sehe", stellte Karnevalspräsident Wißmann fest, nachdem Tanzmariechen Madlin Hugo mehrmals in den Spagat gesprungen war. Der 70-jährige Harry Paulinski aus Friedrichshöhe war der Newcomer in der Bütt. Als Berliner Biertischnörgler zog er über die "große" Politik in Deutschland her.
Ein wahrer Augenschmaus war der Auftritt der Showtanzgruppe "Finest Diamonds". Die zwölf Rintelner Schülerinnen begeisterten mit Bauchtanz, Tango, HipHop und vielem mehr. Zum Abschluss ließen Günter Fromme und seine zwei Begleiterinnen noch die Trompeten ertönen und leiteten so das große Finale ein, das nach gut drei Stunden noch einmal alle Akteure auf die Bühne rief.