Bernsen (rnk).
Für Markus Brockmann als Leiter der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Hameln, ist die Straßensanierung in Bernsen am Wochenende gut gelaufen: "So gut, wie wir uns das vorgestellt haben." Die "ganze Logistik" habe "gut geklappt".
Die generelle Frage, so Brockmann, sei bei dieser Maßnahme gewesen, ob man die Sanierung an einem Wochenende überhaupt schafft - zumal da man ja mit Regen habe rechnen müssen. Auch mit der Polizei habe die Zusammenarbeit "gut geklappt".
Mit dieser Meinung dürfte der Leiter der Behörde allerdings allein dastehen: In Bernsen brach am Freitag das Chaos aus, das in Wochen ausgearbeitete Umleitungssystem versagte komplett. Die Folge: Bis zu 20 Lastwagen standen in Bernsen vor der Baustelle - und suchten verzweifelt nach einer Wendemöglichkeit. Für denBeobachter drängte sich der Eindruck auf, der Dilettanten
stadl versuche sich mal im Verkehrsmanagement.
Bei der Ursachenforschung wird Gerhard Bogorinsky, Erster Polizeihauptkommissar und Chef der Rintelner Polizei, schnell fündig: "Mindestens drei Umleitungsschilder waren nicht überklebt, für die Lastwagenfahrer war damit die Strecke nach Rehren frei." Erst als die Polizei mit Hilfe der Straßenmeisterei Rinteln die U-Schilder abgeklebt und zusätzliche aufgestellt habe, habe sich die Situation etwas entschärft. Daher habe die Polizei auch darauf verzichtet, die Lkw-Fahrer, die sich über jede Vorschrift hinweggesetzt hatten, zur Kasse zu bitten: "Es war weit wichtiger, sie von Bernsen wieder wegzubekommen", sagt Bogorinsky.
"Verständnislos" ist für ihn zudem das Verhalten der Autofahrer am Deckberger Pass: Dort war ab der Brücke in Richtung Borstel gesperrt, die Autofahrer sollten über die Paschenburg und Rehren umgeleitet werden - was Hunderte von Autofahrern schlicht ignorierten und trotz Durchfahrverbots weiterfuhren. Für Bogorinsky keine neue Reaktion: Gerade Autofahrer mit Ortskenntnis würden sich gern über Verbote hinwegsetzen - und entrüstet reagieren, wenn man sie dann zur Rede stellt.
Warum aus Deckbergen kommende Autofahrer auf der Kammhöhe mit einem Durchfahrtsverbot konfrontiert wurden, konnte gestern auch Brockmann nicht schlüssig erklären, ebenso wenig, warum in Deckbergen beim Abbiegen von der Bundesstraße der Weg nach Borstel noch frei war - auch hier wurde nicht abgeklebt. Das sei aber bei den Vorbesprechungen so abgesprochen gewesen, heißt es dazu beim Landkreis Schaumburg in der Verkehrsbehörde: Dafür sei Hameln zuständig gewesen, auch die Entscheidung, den Deckberger Pass auf der Höhe für den gegenläufigen Verkehr zu sperren, sei in Hameln gefallen. Davon will Brockmann nichts wissen: "Das hat die Verkehrsbehörde des Landkreises angeordnet."
Ob frühere Hinweise, etwa an der Abzweigung der Bundesstraße in Deckbergen in Richtung Borstel, allerdings bei Ortskundigen geholfen hätte, darf stark bezweifelt werden: Heimische Autofahrer, die ins westliche Auetal in Richtung Borstel, Kathrinhagen oder Rolfshagen wollten, wären sicherlich nicht dem Gebot gefolgt, über Rehren zu fahren. Polizeiliche Sanktionen hätten sie beim Verbotsübertritt zudem nicht befürchten müssen. Bogorinsky erklärt, warum nicht: "Wir wussten nicht, dass dort oben eine Einbahnstraßenregelung eingerichtet wird."
Warum die Polizei erst spät in Buchholz den Verkehr regelte, konnte Bogorinsky gestern auch nicht schlüssig erklären: Vielleicht habe es ja an der Frage der Zuständigkeit gelegen. Immerhin gehöre Buchholz zum Gebiet der Bückeburger Kollegen.
Die mangelhafte Verkehrsmoral der Lkw-Fahrer beklagt auch Brockmann - und sieht sie mit als Hauptursache für das Freitags-Chaos. Er weiß eine Lösung: "Das GPS abschaffen". Dann würden die Lkw-Fahrer vielleicht wieder den Anweisungen folgen, die auf den Verkehrstafeln zu lesen sind. Erfreulich aus Sicht der Hamelner Behörde sei die Zusammenarbeit mit dem Verkehrsfunk gewesen: Im Radio sei mitgeteilt worden, dass die Umleitungsstrecken überlastet waren. Brockmann: "Beim Lkw-Verkehr auf der Autobahn kam die Botschaft an: Bleibt auf der Bahn, unten ist alles überlastet."