Landkreis (crs).
Freitagabend, 23 Uhr. Bei Amtstierarzt Dr. Ulf Güber klingelt das Telefon. Der Anruf kommt von der Einsatzleitstelle: In Nordsehl ist eine tote Ente entdeckt worden. Die Polizei sichert den Ort ab, damit das Tier nicht von Autos überfahren oder von Wildtieren verschleppt wird. Güber macht sich sofort auf den Weg zur Fundstelle.
Sonnabend, 21 Uhr: Ein Forstwirt lädt in Wölpinghausen Holz, im Scheinwerferlicht seines Fahrzeugs sieht er einen regungslosen Vogel liegen. Sensibilisiert durch die Medienberichte über die Vogelgrippe greift auch er sofort zum Handy und alarmiert den Amtstierarzt aus Niedernwöhren - kurze Zeit später ist Güber zur Stelle.
Es gibt ruhigere Wochenenden für Dr. Ulf Güber. Insgesamt 16 tote Vögel sind dem stellvertretenden Leiter des Kreisveterinäramtes am vergangenen Wochenende gemeldet worden. In 13 Fällen konnte Güber die Todesursache nach pathologisch-anatomischer Untersuchung der Tiere selber ermitteln, drei Tiere wurden per Kurier ans Veterinärmedizinische Institut übersendet, darunter die tote Ente aus Nordsehl. "Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, es besteht kein Seuchenverdacht", betont Güber - bei den Untersuchungen gehe es lediglich um die Ermittlung der genauen Todesursache. Zwei Tage wird es dauern, bis das Ergebnis vorliegt.
Und wenn tatsächlich bei einem der verendeten Tiere im Landkreis Schaumburg der gefährliche H5N1-Erreger festgestellt werden sollte? "Wir sind optimal vorbereitet", sagt Güber zu einem möglichen Ausbruch der Vogelgrippe. Der Landkreis habe das gesamte Equipment vorrätig, das zur Eindämmung von Tierseuchenerforderlich sei, das Personal des Kreisveterinäramtes sei ebenso wie die Katastrophenhelfer der Freiwilligen Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks (THW) gut geschult, Logistik und EDV-Programme bestens vorbereitet. "Im Fall der Fälle geht es bei uns von Null auf Hundert los", sagt Güber - und das gilt auch für den schlimmsten Fall: Selbst die Tötungsverfügungen für infizierte Tiere liegen als Muster für den Seuchenfall schon fertig in der Schublade. Getötet werden muss aber nur, wenn Tiere in einem Geflügelzuchtbetrieb vom Erreger befallen sind - und bislang beschränkt sich derAusbruch der Vogelgrippe in Deutschland auf Wildtiere.
Dass der Landkreis das Thema Tierseuchen in der Vergangenheit auch ohne akuten Anlass nicht auf die leichte Schulter genommen hat, zahlt sich jetzt aus. Regelmäßig sind gemeinsam mit Feuerwehr und THW Übungen veranstaltet worden, zuletzt Mitte Oktober auf dem Hof Requardt in Möllenbeck. Damals hatte zwar die Vorgehensweise bei der Maul- und Klauenseuche (MKS) im Vordergrund gestanden, "aber die epidemiologischen Grundzüge sind bei jeder Tierseuche ähnlich", weiß Güber nicht zuletzt aus eigener praktischer Erfahrung: Als die Schweinepest in Niedersachsen wütete, war er in einem Krisenbereich im Landkreis Nienburg eingesetzt.
Mit ruhiger Gelassenheit blickt auch Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote möglichen Aufgaben im Zusammenhang mit der Vogelgrippe entgegen. "Die Zusammenarbeit bei den Übungen hat sehr gut funktioniert", sieht er seine Leute gut gerüstet, insbesondere die in Obernkirchen stationierte Umweltschutzeinheit. Über drei Desinfektionsschleusen verfügt die Feuerwehr im Kreis,im Ernstfall könnten laut Güber kurzfristig weitere Schleusen besorgt werden. Außerdem wären die Einsatzkräfte der Feuerwehr für die Absperrung von Zufahrtswegen zu betroffenen Betrieben zuständig. Alles Aufgaben, die laut Grote ganz kurzfristig zu realisieren sind: "Erhöhte Alarmbereitschaft besteht bei uns noch nicht."