Bückeburg (sig).
"Wo sie singen, lass' dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder" - dieses geflügelte Wort gibt es schon seit Großmutters Zeiten. Und irgendwie ist man geneigt, diesem Reim etwas Wahrheitsgehalt zuzuordnen. In jedem Fall herrschte auch beim 170. "Offenen Singen" in der Begegnungsstätte eine gelockerte und alle Gäste einbindende Stimmung.
Für einen beachtlichen Rekord hat dabei Reinhard Fricke gesorgt. Er fehlte nicht ein einziges Mal bei den Treffen und begleitete die muntere Runde stets mit seinem Akkordeon.
Seit dem Jahre 1990 kommen bis zu 30 Frauen und Männer einmal im Monat zusammen, um überlieferte deutsche Volkslieder zu pflegen. Wer mitmachen will, für den steht immer ein freier Stuhl in der Runde. Er wird ohne Vorbehalte freundlich aufgenommen und erhält gleich ein Liederbuch in die Hand gedrückt. Das Heftchen enthält eine Sammlung von Volks- und Stimmungsliedern, herausgegeben von der heimischen Volksbank. Allerdings haben sich schon einige zerfledderte Seiten herausgelöst. Da wäre "Nachschub" angebracht.
"Wenn alle Brünnlein fließen" und "Es steht eine Mühle im Schwarzwälder Tal" - so klingt es gleich am Anfang. Als das Seemannslied "Wo die Nordseewellen lecken an den Strand" angestimmt wird, da wippen die Füße mit. Als nach über einer Stunde Schluss ist, schildert Anneliese Tüxen, wie sie sich fünf Jahre lang in Bückeburg um das Einführen des Offenen Singens bemüht hat. Die frühere Hannoveranerin kannte das von ihrer Zeit in der Landeshauptstadt.
"Diese Idee nahm Gestalt an, als wir bei der Einweihung der Begegnungsstätte mit dem damaligen Bürgermeister Dr. Alfons Echterhoff auf der Terrasse vor dem Haus zusammen saßen", erinnerte sich Anneliese Tüxen. Damals hätten die Teilnehmer in guter Stimmung ein Lied angestimmt.
Reiner Fricke unterstrich sein Engagement und den Spaß, den er an dieser Runde hat, mit der Feststellung: "Ich habe alle meine Urlaubsplanungen in den vergangenen Jahren so ausgerichtet, dass ich bei jedem der bisherigen 170 Offenen Singen teilnehmen konnte."