Bei Milchbauer Hinrich Strüve aus Krankenhagen ist die Situation ähnlich. Anfang des Jahres bekam er nach eigenen Angaben noch etwa 32 Cent pro Liter Milch. Momentan seien es nur noch 27,5 Cent. Hinzu kommt, dass die Kosten für Sojaschrot, dem Protein- und Eiweißfutter der Kühe, deutlich angestiegen sind.
So musste Strüve Anfang des Jahres 28 Euro pro 100 Kilogramm bezahlen, seit Mitte Juli muss er 57 Euro berappen. Er stellt eine ganz einfache Rechnung auf: Mit seinen 100 Kühen, die nach eigenen Angaben etwa 10 000 Liter Milch pro Tier und Jahr produzieren, verdiene er im Vergleich zum Jahresanfang circa 25 Euro weniger am Tag. Zur Fütterung seiner Tiere braucht er aber 300 Kilogramm Sojaschrot pro Tag, und zahlt damit 19 Euro mehr. Insgesamt habe er somit täglich 44 Euro weniger verdient.
Die Ursache für die Preisschwankungen bei der Milch und den Futtermitteln sehen die Landwirte in den Schwankungen auf dem Weltmarkt. „Früher wurden Milchbetriebe vom Markt abgeschirmt“, erklärt Lattwesen. Heutzutage würden sich die Einflüsse des Weltmarktes auch bei den Bauern in der Region bemerkbar machen.
Vor 20 Jahren waren globale Ereignisse keine preisbestimmenden Faktoren, meint auch Friedrich Wilharm, der Geschäftsführer des Landvolkes Weserbergland. Die Schaumburger Milchbauern konkurrieren beispielsweise beim Export von Käse mit Landwirten auf der ganzen Welt. „Die Nachfrage bestimmt das Angebot“, so Wilharm. „Wir Landwirte müssen uns heutzutage eben auf den globalen Markt einstellen“, stellt Lattwesen klar.
Ein weiterer Faktor für die Milchpreise sei die Preispolitik der Discounter. Wenn diese die Preise drücken, werde das von den Molkereien eben an die Milchbauern weitergegeben, die dann entsprechend weniger für die Milch bekämen. Für einzelne Betriebe kann die Lage schon aufgrund der gestiegenen Futterkosten ernst werden, erklärt Lattwesen. So manche müssten an ihre Rücklagen und würden in die Enge getrieben werden.
In der Region gebe es kaum noch Betriebe, die nur auf Milch setzen. Die meisten Milchbauern in Schaumburg sind nach Lattwesens Ansicht durch die Kombination der Milchwirtschaft mit Ackerbau oder anderen Einkünften recht breit aufgestellt und das mache die Betriebe stabil.
Strüve beispielsweise hat sich mit einem anderen Landwirt zusammengetan und im vergangenen Jahr eine Biogasanlage gebaut. Die Anlage werde mit der Gülle von seinen Kühen und den Schweinen seines Partners sowie Gras und Maissilage betrieben. Den darin erzeugten Strom und die Wärme bekommen sie bezahlt. Bei den Milchpreisen im vergangenen Jahr wäre er zwar nicht mehr sicher gewesen, ob sich die Investition gelohnt habe, aber nun sei er froh, den Schritt getan zu haben.
Der Geschäftsführer des Landvolkes zeigt sich aber optimistisch. Ihm zufolge prognostizieren die Fachleute eine positive Entwicklung und Stabilisierung der Milchpreise in zwei bis drei Monaten.
Die 90 Kühe auf dem Hof von Cord Lattwesen produzieren etwa 5000 Liter Milch alle zwei Tage. Bei den momentanen Milchpreisen ist er damit recht zufrieden. Foto: tbh